„Laschets Schicksal hängt jetzt am Votum der Partei.“

Die Zeit des Taktierens ist vorbei. In der Union herrscht eine offene Feldschlacht um das Kanzleramt. Markus Söder hat überraschend das Visier hochgeklappt und ist auf den Kampfplatz geritten. Der Bayer zwingt Armin Laschet in einen Zweikampf, den nur einer gewinnen kann.

Schon seit Monaten wittert Markus Söder seine historische Chance, der erste CSU-Kanzler zu werden. Man darf ihm glauben, dass es nicht sein Plan war. Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef schienen lange Zeit auch für ihn die maximale Karrierestufe. Aber die Corona-Pandemie hat die Politik auf den Kopf gestellt. Und was ist für einen Markus Söder noch erotischer als Macht? Noch mehr Macht. Daher folgen die Ambitionen der Logik seiner Karriere.

Dass sich der Bayer in diesen Tagen erklärt, ist kein Zufall. In Söders Analyse hat Laschets Popularität einen Tiefpunkt erreicht. Umfragen, Medienecho, Performance – der NRW-Ministerpräsident kann machen, was er will, und trotzdem nicht punkten. Dabei ist unerheblich, ob die Attacken gegen ihn fair oder unfair sind. Laschet ist es nicht gelungen, aus seinem respektablen Wahlsieg gegen Friedrich Merz eine schwungvolle Laschet-Kampagne zu machen.

Söders Attacke ist brachial. Der CSU-Chef ruft die CDU quasi zum Aufstand gegen ihren Vorsitzenden auf, den sie eben erst gewählt hat. Teile der Parteiführung oder die Mehrheit der Fraktion müssen in das Söder-Lager wechseln, nur so hat seine Kandidatur Sinn.

Laschets Schicksal hängt jetzt am Votum der Partei. Stellen sich Teile der Führung oder die Mehrheit der Fraktion gegen ihn, wird er nach nur drei Monaten als Parteichef zur „lame duck“, und das Kraftzentrum der Union verschiebt sich Richtung Bayern. Wehrt sie Söders Machtanspruch entschlossen ab, ist ihm die Kanzlerkandidatur nicht mehr zu nehmen.