Es gäbe viele Sachen, die die Ärztevertreter aus unserer Region Angela Merkel vorhalten würden, wenn sie sie einmal zum Gespräch bitten dürften – eines würden sie ihr aber wohl nicht vorwerfen: Ihre Aufforderung, in dieser schweren Lage auch mal positive Entwicklungen sehen zu wollen. Das Glas sei in Deutschland in der Regel halbleer, hatte die Kanzlerin in einer Regierungserklärung angemahnt. Mit dieser Einstellung könne man die anstehenden Herausforderungen nicht bewältigen. Mehr Flexibilität, weniger Bürokratie, müsse das Motto lauten, um dieser Pandemie Herr zu werden.

Dass die Vorzeige-Kommunen in dieser Republik, Rostock und Tübingen, die auch Merkel lobt, von einem parteilosen Dänen und einem Grünen-Politiker, der sich mit halb Deutschland und seiner ganzen Partei überworfen hat, geführt wird, spricht Bände und ist sicherlich kein Zufall. Für Hausärzte stehen mit dem Impfstart nach Ostern zusätzliche Belastungen an. Glaubt man ihren Vertretern, nehmen die meisten die Sache sportlich. Man solle das Impfen Profis überlassen, sagen sie. Und auch wenn der akute Impfstoffmangel die Lage erschwere, sei es positiv, jetzt loszulegen. Aussagen, die Mut machen. Bedenken wurden viel zu lange gewälzt. Manche suhlen sich in ihnen, aus Angst, Fehler zu machen. Dass das zum einfach mal Machen dazugehört, sollten wir uns aber schleunigst eingestehen.