„Der Sport hat die Parole ausgegeben, nicht Teil des Problems, sondern der Lösung zu sein.“

Am Wochenende waren es die Kulturschaffenden, die mobil gemacht haben, jetzt zieht die größte Massenbewegung nach. Der organisierte Breitensport hat sich lange hinten angestellt, bis auch er in den Chor der Lobbygruppen eingestimmt hat, die mehr finanzielle Hilfen und schnelle Befreiungen aus dem Corona-Lockdown für sich erwirken wollen.

Niedersachsens größte Vereine tun dies nun auch und kritisieren den Landessportbund, von dem sie sich nicht gut genug vertreten fühlen. Die Zahlenspiele sind ein gutes Beispiel dafür, dass man auch im Sport nicht alles über einen Kamm scheren kann. Zwischen Profiligen, Spitzensportorganisationen, Großvereinen und kleinen Amateurklubs sind die Schnittmengen klein, wenn es um die Pandemiebewältigung geht – und auch sonst manchmal nicht viel größer.

Ja, der durchschnittliche Mitgliederverlust aller Sportvereine im Coronajahr 2020 ist erfreulich klein, manche haben sogar Zuwachs. Doch Durchschnittswerte nützen oft wenig. Die Großvereine trifft es wegen ihrer hauptamtlichen Strukturen viel härter. Dass sie allerdings nun gleich noch einen Ausgleich für nicht erfolgten Mitgliederzuwachs wollen, befremdet. Forderungen nach einem neuen Nothilfetopf, aus dem sich ein nachweisbares Minus stopfen lässt, sind hingegen verständlich und dürften Gehör finden. Unterschreiben muss man das Anliegen, ganz schnell wieder Sporttreiben zu ermöglichen. Die guten Argumente von Bewegung und Sozialisation der Kinder bis zur Gesunderhaltung der Erwachsenen sind hinlänglich bekannt und erprobte Konzepte für pandemiegerechtes Trainings aus dem Sommer noch vorhanden. Der Sport hat die Parole ausgegeben, nicht Teil des Problems, sondern der Lösung zu sein. Und das stimmt. Wenn wir notgedrungen noch lange mit dem Virus leben müssen, was soll es da besseres geben als Bewegung, Gesundheit, Endorphinausschüttung?