Zwei Jahre lang haben beide nun Sondierungsgespräche – keine Verhandlungen – geführt, ohne dass offenkundig eine Fusion jemals realistisch war.

Wann hat zuletzt ein Wolfsburger Oberbürgermeister eine solche Demütigung kassiert? In die gemeinsame Erklärung mit Helmstedts Landrat Gerhard Radeck diktierte dieser offenkundig in den Text hinein: „Die Stadt Wolfsburg konnte sich – anders als Ende 2018 noch erwartet – finanziell noch nicht erholen und ist allein aus diesem Grund schon als Fusionspartner nicht mehr so attraktiv und leistungsfähig wie 2012.“

Mohrs trug den Text in der Ratssitzung am Donnerstag vor und schmollte: „Das ist klar, dass das nicht meine Sicht ist. Wir sind nach wie vor, finde ich, sehr attraktiv.“ Dieses beiderseitige Nachkarten wirkt nach. Zwei Jahre lang haben beide nun Sondierungsgespräche – keine Verhandlungen – geführt, ohne dass offenkundig eine Fusion jemals wirklich realistisch war. Keiner war bereit, die Zeche zu zahlen – es spitzte sich zu: Entweder wird der Kreis Helmstedt zerlegt, oder Wolfsburg spielt nach einer Fusion nur noch eine unterlegene Rolle.

Die Entschuldigung, alle Anstrengungen lägen nun auf Corona, zieht nicht. Die vergangenen Jahre haben etwa mit der Finanz- oder der Flüchtlingskrise immer wieder dargelegt, wie rasch sich die Vorzeichen ändern können. Das musste Mohrs auch 2018 wissen, als er den zweiten Fusionsanlauf nahm. Dass unter künftigen Hauptverwaltungsbeamten bald ein dritter Fusionsanlauf genommen wird, darf bezweifelt werden.