„Die Partei blendet die Frage nach ihrer eigenen politischen Verantwortung für Image und Kritik weitgehend aus.“

Schlechtes Image, schlechte Presse, böse Altparteien, dazu eine angeblich unrechtmäßige Teilbeobachtung durch den Verfassungsschutz: Beim AfD-Landesparteitag in Braunschweig waren sich viele Mitglieder und Redner über die Hauptprobleme der Partei einig. Dass Streit in den eigenen Reihen nicht helfe, räumten sie immerhin auch ein.

Die Wende erhofft sich eine knappe Mehrheit von Jens Kestner. Der Bundestagsabgeordnete, der innerparteilich mindestens zum nationalkonservativen Flügel der Partei gezählt wird, soll Niedersachsens AfD innerhalb der Gesamtpartei präsenter sowie beim Bürger erfolgreicher machen. In seiner Rede war Kestner als eine Art Volkstribun aufgetreten, der Veränderungen offenbar stark über den Druck der Straße anstrebt.

Ob das die Partei in Niedersachsen vor dem befürchteten Sturz Richtung 5-Prozent-Hürde rettet, darf man bezweifeln. Ein Parteitag mit mehrheitlich eigenen Anhängern taugt nicht zum Resonanzraum. Wahrscheinlicher ist, dass ein Kurswechsel die Niedersachsen-AfD für viele Wähler noch unattraktiver macht. Die AfD bringt es nicht nur fertig, eine gemeinsame Bunkermentalität gegen die Außenwelt mit heftigem innerparteilichen Streit zu kombinieren. Die Partei blendet die Frage nach ihrer eigenen politischen Verantwortung für Image und Kritik weitgehend aus. In Niedersachsen schaffte es die Vorsitzende Dana Guth nicht, das Konzept einer bürgerlichen AfD zu verankern – auch weil sie selbst einen Schlingerkurs fuhr. Was Populismus und die Demontage der demokratischen Institutionen anrichten, ist gerade in den USA zu beobachten. Bei der AfD in Braunschweig war viel vom Kampf gegen die Altparteien die Rede. Doch wichtiger für die Partei wäre es, bei sich selbst klar Schiff zu machen. Solange sie offenbar nationalrevolutionäre Rhetorik zur eigenen DNA zählt, ist da allerdings wenig zu erwarten.