„Man greift nicht zu weit, wenn man konstatiert: Trump hat den Tod Zehntausender fahrlässig mitverursacht.“

Die Wirklichkeit könnte kaum zynischer sein. Am Tag, als Donald Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wird, kommt heraus, dass der Präsident der USA sein Volk ohne Not in einen „Krieg“ geschickt hat, in dem Zehntausende den Tod fanden. Das ist der Kern der schockierenden Geständnisse, die Watergate-Enthüller Bob Woodward Trump entlockt hat. Trump wusste bereits Ende Januar durch seine Topberater, dass Corona eine weltumspannende, tödliche Gefahr darstellt.

Anstatt die Bevölkerung über den Ernst der Lage zu unterrichten, anstatt der vornehmsten Pflicht nachzukommen, Schaden vom Volk abzuwenden, hat der erste Mann im Staate verharmlost, geleugnet und gelogen. Und das, wie die Tonbänder, die Trump dem Reporter bereitwillig füllte, belegen, mit Absicht. O-Ton: „Ich wollte es herunterspielen.“ Um keine Panik auszulösen, wie er sagt.

Wie töricht. Amerika war nie ein Volk von leicht verschreckbaren Kindern, denen man die Wahrheit nicht zumuten kann. Nur umfassend mit belastbaren Risikoeinschätzungen versorgte Menschen können für sich und ihre Familien die richtigen Entscheidungen treffen. Knapp 190.000 Tote – mit weitem Abstand mehr als in jedem anderen Land der Erde – sind das Ergebnis dieser Form von unterlassener Hilfeleistung. Sie ging einher mit Zaudern und Zickzackkursfahren in den ersten Wochen der Krise. Hier wurde durch Missmanagement wertvolle Zeit vergeudet. Hier wurde durch permanentes Abwiegeln ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt. Man greift nicht zu weit, wenn man konstatiert: Trump hat den Tod Zehntausender fahrlässig mitverursacht. Man kann im Interesse Amerikas nur hoffen, dass sich dessen Bürger den letzten Satz in Woodwards Buch zu Herzen nehmen: „Trump ist der falsche Mann für den Job.“