„Man vermisst Meldungen, dass die beiden Kirchen die Krise nutzen, um über Grundsätzliches nachzudenken.“

Die Kirchensteuer ist an die Einkommenssteuer gekoppelt. Verdienen die Kirchensteuerzahler gut wie in den vergangenen Jahren, spült das viel Geld in die Kirchen-Kassen. Nun aber fließt die Kirchensteuer Corona-bedingt längst nicht mehr so üppig. Die Landeskirche Braunschweig und das Bistum Hildesheim rechnen mit 30 Millionen Euro weniger Einnahmen.

Ein Wehklagen ist aus Hildesheim und aus Braunschweig noch nicht zu hören. Das wäre auch kaum angemessen und den eigenen Mitgliedern kaum zu verkaufen, deren Arbeitgeber in großer Anzahl Kurzarbeit angemeldet haben. Arbeitslosigkeit droht an der ein oder anderen Stelle sogar.

Das Bistum Hildesheim nahm im vergangenen Jahr mit 181 Millionen Euro so viel Kirchensteuer ein wie nie zuvor. Es erwirtschaftete einen Überschuss von 30 Millionen Euro. Das Eigenkapital wuchs auf 170 Millionen Euro an. Da lässt sich die Corona-Delle verschmerzen. Die evangelische Landeskirche Braunschweig ist wohl nicht ganz so reich wie die Katholiken aus Hildesheim. Am Hungertuch nagen die Braunschweiger allerdings nicht. Es ist den Kirchen aber nicht zu wünschen, dass ihnen während der Corona-Krise die Mitglieder in noch größeren Scharen davonlaufen als zuvor. Sie leisten wichtige Arbeit mit ihrer Diakonie, der Caritas, den Kindergärten, Schulen oder Tagungshäusern. Sie bieten sozialen Kitt.

Und doch vermisst man Meldungen, dass die immer noch sehr wohl situierten beiden Kirchen die Krise nutzen, um verstärkt über Grundsätzliches nachzudenken. Beide Kirchen haben den Kontakt zu vielen Menschen verloren. Und man vermisst Nachrichten, wie die Kirchen gerade jetzt Menschen in großer Not helfen. Etwa solchen, die ihre kleinen Dienstleistungsjobs verloren haben. Obdachlosen. Alleinerziehenden.