„Man braucht schon gute Nerven, um alles das als solide zu verkaufen.“

Da wird Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne wohl noch nachsitzen müssen: Da sich die bescheidenen Zahlen zur Unterrichtsversorgung im aktuellen Schuljahr in Niedersachsen schlecht verschweigen lassen, rückte Minister Tonne die Werte ins beste Licht.

Tonne betonte die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen 2020 Schule gesichert werden müsse. Dazu zählte er vor allem die sogenannten Zusatzbedarfe, also immer mehr Lehrerstunden für Inklusion und Ganztag. Die aber sind gerade von der SPD politisch ausdrücklich gewollt. Von seiner bisherigen Strategie, die Probleme wenigstens klar zu benennen, rückte der Minister ein Stück weit ab. Das ist riskant. Denn ein statistischer Effekt von 0,2 Prozentpunkten ist kein Schritt nach vorn, sondern Stillstand. Und eine Unterrichtsversorgung von 99,6 Prozent ist keineswegs solide. Das zeigt schon ein Blick auf die besonders schlechten Werte beispielsweise für Förder-, Haupt- und Oberschulen. Die müssen sich fühlen, als seien sie nun auch offiziell Schulen dritter Wahl: nicht weiter wichtig, solange es an Gymnasien und Grundschulen einigermaßen läuft. An Grundschulen müssen allerdings derzeit abgeordnete Gymnasiallehrer aushelfen. Das wiederum beeinträchtigt auch den Alltag an vielen Gymnasien massiv. Man braucht schon gute Nerven, um alles das als solide zu verkaufen.

Tonne ist erst seit Ende 2017 im Amt, kann also für die Fehlplanungen früherer Jahre nicht verantwortlich gemacht werden. Niedersachsen ist mit dem Problem Lehrermangel auch nicht alleine. Aber ernsthaft anpacken müsste man das Thema schon. Tonnes Gesundbeterei lässt aber letztlich nur einen Schluss zu. Der Minister rechnet auf längere Sicht nicht mit Besserung – und hängt die Erwartungen deshalb lieber ganz niedrig. Das sind traurige Aussichten für die Schüler und Schulen in Niedersachsen.