„Und so avanciert der machtbewusste Russe zum Gewinner und zur Schlüsselfigur in der Unruheregion.“

Es läuft so gut wie nie für Russlands Präsidenten Putin. Kein US-Präsident zuvor spielte seinem russischen Amtskollegen derart in die Hände wie Donald Trump. Und so avanciert der machtbewusste Russe zum Gewinner und zur Schlüsselfigur in der Unruheregion.

Bei ihm laufen die Fäden zusammen, die meisten Potentaten suchen sein Ohr, darunter auch jahrzehntelange US-Vorzeigeverbündete. Am Montag in Saudi-Arabien bot Putin sich als Schlichter im Konflikt mit dem Iran an. In den Vereinigten Arabischen Emiraten schmiedete er mit der superreichen Emir-Familie Weltraumpläne. Trotzdem verhalf er gleichzeitig seinem syrischen Schützling Bashar al-Assad, dem eingeschworenen Feind beider Golfgastgeber, zum größten strategischen Durchbruch seit Jahren. Unter dem Druck der türkischen Offensive und nach dem Abzug der US-Truppen vermittelte der Kremlchef ein Abkommen zwischen den bedrängten Kurden und Damaskus, was die Autonomie der nordsyrischen Rojava-Enklave beendet.

Als Puffer gab Putin Assad russische Spezialkräfte mit, die offene Gefechte zwischen der syrischen und der türkischen Armee verhindern sollen. Doch um den fulminanten Handstreich des Regimes gegenüber seiner kurdischen Minderheit zu zementieren, braucht es zusätzlichen Druck auf Ankara. Und so nutzte Putin am Mittwoch den Zorn in Washington und Brüssel über Erdogans Offensive, um den in westliche Ungnade gefallenen türkischen Präsidenten zum Arbeitstreffen nach Moskau einzuladen.

Den Preis dafür ahnt Erdogan: Putin verlangt Zusagen für die dauerhafte Präsenz der syrischen Armee im kurdischen Norden sowie weitere Zugeständnisse bei der verbliebenen Rebellen-Enklave von Idlib. Denn auch hier, bei der schrittweisen Rückeroberung des letzten assadfreien syrischen Territoriums, führt der Kremlchef die eigentliche Regie.