„Erinnerung muss sein – im Geiste der Versöhnung. Das heißt: ohne Instrumentalisierung für politische Zwecke und ohne Aufrechnen von Schuld.“

Die Zeitzeugen werden immer älter und immer jünger zugleich. Einerseits gibt es immer weniger Menschen, die über den schrecklichen Bombenangriff auf Braunschweig vor 75 Jahren aus eigener Anschauung berichten können. Die Braunschweiger, die den Untergang ihrer alten Stadt 1944 als junge Erwachsene erlebt haben, werden immer weniger. Andererseits sind die Erinnerungen, die wir heute zu hören bekommen, fast ausnahmslos die der damaligen Kinder.

Bei der Veranstaltung im BZV Medienhaus schilderten Zeitzeugen ihre teils traumatischen Erlebnisse: den Gang an der Hand der Mutter in den überfüllten Bunker, die von Leuchtmunition taghell erleuchtete Nacht, die bis heute andauernden Alpträume. Mit dem Generationswechsel der Zeitzeugen haben sich auch die Erfahrungen verändert, die im Zentrum des Gedenkens stehen. Sie sind unschuldiger geworden und mahnen deshalb vielleicht umso eindringlicher zum „Nie wieder“.

So unverzichtbar es ist, sich die deutschen Verbrechen und Gräuel während des Zweiten Weltkrieges vor Augen zu führen, so legitim und notwendig ist es, die Erfahrungen deutscher Opfer anzuhören und ernst zu nehmen. Hierzu zählte neben Tod auch der Verlust von Heimat oder die Zerstörung der eigenen Stadt. Erinnerung muss sein – im Geiste der Versöhnung. Das heißt: ohne Instrumentalisierung für politische Zwecke und ohne billiges Aufrechnen von Schuld. Leider ist das nicht mehr überall selbstverständlich – in Braunschweig schon. Gut so!