„Es bedarf keiner Hacker, um die Produktions- und Logistikabläufe empfindlich zu stören.“

Wolfsburg und sein großes VW-Werk sind das Symbol schlechthin für eine immer noch leistungsfähige und in vielerlei Beziehung gleichermaßen wirkungsmächtige wie umstrittene Industriebranche. Folgerichtig ist der markante Industriekoloss auch die perfekte Bühne für Protestaktionen aller Art. Aus der jüngsten – der Blockade eines Autozuges und einer 24-stündigen Protestaktion in der Autostadt – kann man zweierlei lernen.

Die konzertierte Aktion von nicht einmal 50 jungen Leutenhat die Anfälligkeit einer komplex-vernetzten Industrienation auf frappante Art und Weise verdeutlicht. Fazit: Es bedarf keiner gehackter Rechner, um die extrem eng getakteten Produktions- und Logistikabläufe empfindlich zu stören. Noch bedenklicher ist, dass VW gegen die Blockade des Zuges auf öffentlichem Gebiet nahezu wehrlos war. Trotz eines Großaufgebotes der Polizei, die besonnen und deeskalierend zu Werke ging, dauerte es 12 Stunden, bis die Gleise wieder frei waren. Dabei muss man es als Glücksfall werten, dass die Protestierenden zwar radikale Forderungen formulierten, aber nicht militant agierten. Die zweite Erkenntnis: Protesterscheinungen wie Friday for Future sind nicht statisch. Sie entwickeln sich evolutionär oder aber revolutionär weiter. In welche Richtung? Das weiß kein Mensch. Auch die vielen begeisterten Trittbrettfahrer aus Politik und Zivilgesellschaft sollten wissen, dass sie die Geister, die sie durch klimapolitische Untätigkeit rufen, nicht mehr so schnell loswerden.