“Interessant ist: Robby tritt nicht mehr auf, ist aber der letzte Zirkusaffe in Deutschland.“

Kaum ein Verhältnis ist so kompliziert wie das des Menschen zu den Tieren. Der amerikanische Psychologie-Professor Hal Herzog bringt es im Titel eines seiner Bücher auf den Punkt: „Some we love, some we hate, some we eat“. Zu deutsch etwa: einige lieben wir, einige hassen wir, einige essen wir. Im Lauf der jüngeren Geschichte ist die erste Gruppe immer größer geworden: Tiere, die wir lieben – in der Regel Haustiere.

Für Zirkusdirektor Klaus Köhler gehört auch Schimpanse Robby dazu: Er ist bei ihm aufgewachsen, ist auf den Menschen geprägt. Das Köhler den Affen gerne hat, ist offensichtlich. Und auch Robby scheint zumindest nicht unglücklich zu sein. Ein Gericht entscheidet nun, ob er dort bleiben darf.

Organisationen wie Peta fordern seine „Resozialisierung“, also die Gewöhnung an Artgenossen, unter denen er dann den Rest seines Lebens verbringen soll. Nur dort könne er glücklich sein, argumentieren sie. Peta ist eine Tierrechts-Organisation, die Ausbeutung von Tieren ablehnt und argumentiert, Robby habe schließlich keine Wahl gehabt und sich mit den Menschen arrangieren müssen.

Eine Affenschande also? Spätestens da wird es kompliziert: Man kann den Affen schließlich nicht nach seinen Wünschen fragen. Er kann gar keine Wahl haben, denn das würde ein Ausdrucks- und auch Einsichtsvermögen voraussetzen, über das das – zweifellos intelligente – Tier nicht verfügt. Zudem: Körperlich fehlt es Robby an nichts, er ist aber alt und eine Gewöhnung an Artgenossen könnte Stress für ihn bedeuten. Ob eine Trennung von Familie Köhler ihm mehr nutzt als schadet, ist unklar. Was, wenn er während der „Resozialisierung“ stirbt?

Klar ist, dass die Haltung von Menschenaffen im Zirkus inzwischen verboten ist. Das galt aber noch nicht, als Robbys Leben bei Zirkusfamilie Köhler begann. Das Gericht muss sich auch fragen: Wem würde seine „Befreiung“ im hohen Alter nun noch etwas nützen? Die Vergangenheit lässt sich ohnehin nicht mehr ändern.

Interessant ist: Robby tritt nicht mehr auf, ist aber der letzte Zirkusaffe in Deutschland. Man liegt wohl nicht ganz falsch, wenn man vermutet, dass seine „Befreiung“ für die Tierrechtler ein wichtiger symbolischer Sieg wäre.