Die Welt des Gangsta-Rap ist archaisch und damit schön übersichtlich in einer komplexen Welt.

Was macht Gangsta-Rap so faszinierend? Insbesondere bei männlichen Jugendlichen ist das Genre, bei dem sich Muskelpakete zu schweren Beats als schwere Jungs stilisieren, die derzeit angesagteste Musikrichtung.

Attraktiv daran ist, dass hier scheinbar reale Superhelden am Werk sind. Rapper wie Bushido, Kollegah oder Gzuz haben es aus eigener Kraft nach oben geschafft. Sie sprechsingen gerne darüber, wie sie die Früchte des Erfolgs genießen: dicke Autos, teure Uhren, willige Gespielinnen. Die Bewunderung der Massen. Und weil das offensichtlich wahr zu sein scheint, wirken auch die knallharten Stories ihrer Songs authentisch. Der Hamburger Rapper Gzuz kann seine Glaubwürdigkeit sogar mit einer Reihe von Vorstrafen belegen.

Der Ruch des Kriminellen ist einerseits aufregend, gerade auch für Jungs, die behütet aufwachsen. Andererseits wirken die Rapper zugleich integer, denn sie beschwören einige wenige Werte um so inniger: den Zusammenhalt unter „Brüdern“ oder der „Familie“.

Die Welt des Gangsta-Rap ist archaisch und damit schön übersichtlich in einer komplexen Welt. In einem Punkt ist sie aber auch ganz modern: Sie akzeptiert den Wettbewerbsgedanken absolut. Jeder ist für sein Schicksal verantwortlich, Opfer ist ein Schimpfwort, der Stärkste gewinnt, und das ist gut so. Für eine knallharte Leistungsgesellschaft ist Gangsta-Rap kein unpassender Soundtrack. Es passt ins Bild, dass Kollegah gerade ein Ratgeberbuch veröffentlicht hat: „Das ist Alpha“. Ein Bestseller.