„Falls die VW-Konzernspitze von den Manipulationen wusste, muss auch sie belangt werden.“

Als Außenstehender ist es schwer zu begreifen, dass die deutschen Beamten ihre Ermittlungen im Abgas-Skandal noch nicht abgeschlossen haben. Schließlich ist es inzwischen mehr als zweieinhalb Jahre her, dass Volkswagens Betrug aufflog. In den USA wurden längst Milliardenzahlungen vereinbart, Manager hinter Gitter gebracht und nun auch noch der Ex-Konzernchef Martin Winterkorn angeklagt. Wo bleibt da die deutsche Justiz? Sind die hiesigen Ermittler zu langsam oder gar zu zahm?

Man möchte jedenfalls nicht in ihrer Haut stecken. Seit zweieinhalb Jahren beschäftigen sie sich nur noch mit einem Fall, wenn auch einem besonders wichtigen. Vor allem aber können die Beamten es nur schwer der Öffentlichkeit recht machen. Zu langsam, heißt es immer wieder. Nur was, wenn sie ihre Ermittlungen bereits abgeschlossen hätten – und das Verfahren gegen die Großkopferten eingestellt? Dann wären wohl viele schnell überzeugt, dass auf Vorstandsebene nicht genau hingeschaut wurde.

So bleibt zu hoffen, dass die Ermittler ihren Job so gründlich machen, wie es nur irgendwie geht. Falls die Konzernspitze von den Manipulationen wusste, muss auch sie belangt werden.

Wie sich abschreckend auf Wirtschaftskriminalität reagieren lässt, ließe sich jedoch durchaus bei den Amerikanern abschauen. Die bisherigen Strafen im Abgas-Skandal sind hart. Umweltverbrechen sollten aber auch nicht als Kavaliersdelikt durchgehen.