Der Terror ist zurück. Was am Freitag in Südfrankreich passierte, hätte sich auch in Deutschland oder Großbritannien ereignen können. Es handelt sich nicht mehr um Operationen, die im Stil einer militärischen Kommando-Aktion durchorganisiert sind wie die Anschläge in Paris 2015 oder in Brüssel im März 2016. Das neue Terror-Risiko geht von Einzeltätern aus, die nach außen nicht besonders auffällig auftreten, sich aber jederzeit radikalisieren können.

In gewisser Weise sind die „einsamen Wölfe“ gefährlicher als die einst von einer IS-Zentrale im syrischen Rakka ferngesteuerten Terror-Trupps in Europas Städten. Derlei Einsätze erfordern mehr Kommunikation durch persönliche Kontakte, Telefon, Internet. Ein solches System ist schlagkräftiger, aber auch verwundbarer, weil es mehr Spuren hinterlässt. Einzeltäter können hingegen in dunklen Winkeln einer Großstadt abtauchen. Sie sind schwerer zu entdecken. Das gilt auch für ehemalige IS-Kämpfer, die in ihre europäischen Heimatländer zurückkehren. Oft kommen ihre Ehepartner und Kinder mit, die im Nahen Osten durch Islamisten indoktriniert wurden.

Und dennoch gibt es für die westlichen Gesellschaften Hebel, sich zu schützen. Die Radikalisierung der Einzeltäter findet oft im Internet statt, wo der IS unverändert sein Unwesen treibt. Zur Vorbeugung gegen diese Art von Cyber-Kriminalität müssen Regierungen mehr investieren. Der Datenaustausch von Geheimdiensten, Polizeistellen und Kriminalämtern funktioniert zwar besser, aber noch nicht gut genug.

Darüber hinaus sollten die Kommunen mehr den Kontakt zu muslimischen Gemeinden suchen. Familien, Freunde, Geistliche bekommen oft früher mit, ob sich jemand verdächtig verhält oder aus der Gemeinschaft abdriftet. Über den Attentäter von Carcassonne wussten die Behörden zu wenig, wie der französische Innenminister zugeben musste.