„Kultusminister Tonne hört zu und wirkt angenehm pragmatisch.“

Der Ton macht die Musik. Zwar macht der neue Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in der Sache noch gar nichts so anders als seine Amtsvorgängerin Frauke Heiligenstadt. Und auch den Königsweg für mehr Lehrer und weniger Stundenausfall hat Tonne noch nicht gefunden. Zumindest in Ton und Auftreten hat der neue Minister aber bisher Pluspunkte sammeln können. Tonne hört zu und wirkt angenehm pragmatisch. Er wirkt wie ein Minister für alle.

Heiligenstadt scheiterte letztlich daran, alles zugleich zu wollen – von Digitalisierung bis zur besseren Beschulung von Schaustellerkindern. Die Ministerin verbiss sich als eine Art oberste Sachbearbeiterin gern ins Detail. Die traditionell vertrackte Kultusbürokratie aber bekam sie nie in den Griff, den Rückhalt im eigenen Lager verlor sie. Tonne ist gewarnt. Er muss vor allem den Stundenausfall stoppen und mehr Lehrer ins Klassenzimmer bringen. Dazu muss Tonne auch diskret durchforsten lassen, wo wertvolle Lehrerstunden für Sonderaufgaben verschleudert werden. Diese Forderung des CDU-Wahlkämpfers und Ex-Kultusministers Bernd Althusmann bleibt durchaus richtig. Dass sich Tonne in Sachen Lehrerarbeitszeit komplett bedeckt hält, ist angesichts des politisch und juristisch verminten Geländes nur klug. Bevor es zum Schwur kommt, muss das Ministerium alle Varianten prüfen und durchspielen. Sorgfalt vor Eile: Selten war dieser Spruch bedenkenswerter als hier.