Braunschweig. Dompredigerin Götz und Magni-Pfarrer Böger bitten die Braunschweiger, für eine Gedächtnis-Installation Namen von Fluchtopfern aufzuschreiben.

48.000 Namen. 48.000 Tote. Seit 1993 umgekommen auf der Flucht nach Europa. Und täglich werden es mehr. Der Dom und St. Magni wollen der Opfer gedenken und beteiligen sich an einer Aktionswoche zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni.

„Eine Woche lang laden wir Freiwillige aus Stadt und Region Braunschweig dazu ein, im täglich geöffneten Dom die Namen von auf der Flucht verstorbenen Menschen auf Stoffstreifen zu schreiben. Diese werden im Seitenschiff des Doms zu einer temporären Installation zusammengesetzt“, erklärt Dompredigerin Cornelia Götz.

Die Braunschweiger Gemeinden schließen sich einer Aktion aus der Schweiz an

Die beiden Braunschweiger Gemeinden haben sich damit einem Projekt aus der Schweiz angeschlossen, das jährlich wächst. Von Basel,Bern, Chur und Genf hat sich die Botschaft von „Beim Namen nennen“ inzwischen auch nach Berlin, Dortmund, Frankfurt und Essen verbreitet. Insgesamt haben sich 17 Städte mit Kirchen, zivile Organisationen und engagierte Gruppen zusammengeschlossen, weil sie mit der europäischen Flüchtlingspolitik nicht einverstanden sind.

„Die aktuelle Politik fordert zu viele Menschenleben und verteilt die Lasten der Ankunftsstaaten unbefriedigend“, erklärt Magni-Pfarrer Henning Böger das Anliegen. Das Sterben an den Außengrenzen Europas müsse ein Ende haben; Fluchtwege müssten sicher werden.

Ab nächstem Jahr sollen alle Namen auch verlesen werden

Die Hoffnung der Braunschweiger Organisatoren ist es, dass sich die Aktion jährlich ausweitet – bis sie aus der Kirche heraus tief in der Stadtgesellschaft verwurzelt ist. Im nächsten Jahr sollen – wie in den anderen Städten auch – möglichst alle Namen durch Braunschweiger Bürger verlesen werden.

„Es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, eine halbe Stunde lang Namen von Menschen zu verlesen, die auf der Flucht gescheitert und nun tot sind“, sagt die Dompredigerin. Menschen mit Träumen und Ängsten, Menschen, die alle verbinde, dass sie sich von uns Hilfe erhofft hätten. „Sich dieser Fülle an Opfern auszusetzen, ist schon eine ziemliche Zumutung für die Seele.“

Die meisten der 48.000 Toten sind im Mittelmeer ertrunken

Der Krieg in der Ukraine führe uns allen so unmittelbar und nah vor Augen, wie dramatisch und schlimm es sei, wenn Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen, so die Dompredigerin. Kein Mensch flüchte gern. Die meisten der 48.000 Toten seien im Mittelmeer ertrunken, andere an Grenzübergängen erschossen worden. Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder und Babys. „Für die meisten Flüchtlinge ist Europa eine Festung. An den europäischen Außengrenzen leben aktuell hunderttausende Menschen in Flüchtlingslagern unter oft erbärmlichen Umständen“, so Cornelia Götz.

Wer Namen aufschreiben möchte auf die vorbereiteten Stoffstreifen kann dies von Montag, 13. Juni, bis Montag, 20. Juni, im Dom an eigens dafür aufgestellten Tischen tun. Der Dom ist dafür geöffnet an den Werktagen von 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Montag, 13. Juni, 17 Uhr, gibt es im Dom den Abendsegen zur Eröffnung der Gedenkaktion „Beim Namen nennen”; am Montag, 20. Juni, 17 Uhr, gibt es dort eine Andacht zum diesjährigen Weltflüchtlingstag.

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