Braunschweig. Am höchsten sind Niedersachsens Sieben-Tage-Inzidenzen in Salzgitter und in den Speckgürteln von Hamburg und Bremen. Das Impftempo ist lahm.

Alles so schön bunt hier? Tja, das war einmal. Der Blick auf die einst grün (!), gelb, orange und rot gescheckte niedersächsische Corona-Karte ist im Zuge der Omikron-Welle trist geworden. Die Sieben-Tage-Werte à 100.000 Einwohner liegen allesamt über 200, folglich ist alles dunkelrot. Fast alles: Sechs Kommunen, außer Salzgitter in den Speckgürteln Bremens und Hamburgs gelegen, haben die 1000er-Marke gerissen, sind also sogar jenseits von dunkelrot...

Laborbestätigte COVID-19-Fälle in Niedersachsen Karte 25. Januar 2022
Laborbestätigte COVID-19-Fälle in Niedersachsen Karte 25. Januar 2022 © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Noch am günstigsten steht mit der Sieben-Tage-Inzidenz 255 der Kreis Northeim da. Ansonsten Höchststände, wohin man blickt, nicht nur, aber besonders bei jüngeren Menschen. Erstmals sind mehr als 10.000 neue Corona-Infektionen in unserem Bundesland an einem Tag registriert worden. Und auch in Sachen Hospitalisierung und Intensivbetten-Belegung gibt es leichte Anstiege zu vermelden. Um es nicht nur abstrakt auszudrücken: 594 Erwachsene und 26 Kinder werden in Niedersachsens Krankenhäusern derzeit wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt.

„Am Sankt Nimmerleinstag“

Heiger Scholz, der Leiter des Corona-Krisenstabs in Hannover, ist kein Mann der scharfen Formulierung. Eher bedächtig informierte er auch diesmal über steigende Zahlen. Beim Thema Impfquote allerdings wurde er bissiger. Den Fortschritt in Niedersachsen (74,9 Prozent ist der aktuelle Wert in Sachen „vollständige Impfung“) nannte er „extrem wenig“ – so werde man „am Sankt Nimmerleinstag“ die ehrgeizigen Ziele erreichen. Und schon war wieder einmal das Thema allgemeine Impfpflicht eine Art weißer Elefant im Raum. Am Montag hatte sich Niedersachsens CDU-Chef Bernd Althusmann klar dafür ausgesprochen. Am Mittwochnachmittag wird dieses heiß umstrittene Thema im Bundestag debattiert.

10.000 Fans im Stadion?

Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bundesländern bestehen bei der Frage nach den zulässigen Zuschauerzahlen bei Fußballspielen. Die Entscheidung Bayerns, ab Donnerstag bis zu 10.000 Fans in Stadien zu dulden, stößt in Hannover auf Unverständnis. „Wir planen weder Lockerungen noch Verschärfungen“, sagte Scholz, es bleibe bei höchstens 500 Zuschauern. Bis zum 9. Februar, so haben es die Länder verabredet, soll in dieser Frage ein Konsens gefunden werden.

Die Grätsche des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg, das am Dienstag die Outdoor-Sport-Regeln der niedersächsischen Corona-Verordnung als zu pauschal und – Ungeimpften gegenüber – zu streng eingeschätzt und gekippt hat, setzt die Landesregierung gleichfalls unter Zugzwang. Die derzeitige Corona-Verordnung ist noch bis zum 2. Februar gültig. Somit könnten in der neuen Fassung geänderte Regeln für Sport unter freiem Himmel enthalten sein, erwartungsgemäß mit einer Differenzierung zwischen Mannschaftssport und Individualsport wie Tennis oder Golf. Die Lüneburger Richter haben in gewisser Weise eine Tradition fortgeführt. Schon vor Weihnachten hatten sie die 2G-Regel im Handel außer Kraft gesetzt; später kippten sie die verschärften Maßnahmen für körpernahe Dienstleistungen, also etwa Friseure. Seither können mit einem negativen Test auch Ungeimpfte zum Friseur oder der Kosmetikerin gehen. Apropos ungeimpft: Nach Angaben der Polizei nahmen am Montag in ganz Niedersachsen 14.500 Menschen an 170 Protestversammlungen teil. Der überwiegende Teil sei friedlich und störungsfrei verlaufen, betonte das Innenministerium. Allerdings leitete die Polizei wegen diverser Verstöße 470 Ordnungswidrigkeits- sowie 25 Strafverfahren ein.