Hannover. Corona-Krisenstab: Wer Astrazeneca ablehnt, muss sich hinten anstellen. Vor dem Gipfel heute in Berlin mahnt Niedersachsen enge Absprachen an.

Wenn man noch nichts sagen kann oder will, dann verliert man sich im bisweilen im Unkonkreten. Das war auch so, als es in der Corona-Pressekonferenz in Hannover um das heutige Bund-Länder-Treffen und mögliche anstehende Beschlüsse ging. Niedersachsen Regierungssprecherin Anke Pörksen bat zunächst um etwas Geduld und bremste die Erwartungen, dass schon kursierende Entwürfe das Endergebnis von Verhandlungen widerspiegeln könnten.

Dann sagte sie mit Verweis auf ihren „Chef“, Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), man wolle sich nicht am „Spekulationskuddelmuddel“ beteiligten. Man gehe aber mit dem Ziel in die Gespräche, einvernehmliche Regelungen bei Lockerungsperspektiven zu finden. „Wenn das nicht bundeseinheitlich gelingt, dann zumindest in enger Abstimmung mit unseren direkten Nachbarn“, sagte Pörksen. Zuvor hatte die stellvertretende Vorsitzende des Krisenstabs, Claudia Schröder, über die Pandemielage informiert. Regierungssprecherin Pörksen mahnte angesichts der geschilderten „stabilen Infektionslage“ in Niedersachsen weiter zu großer Vorsicht. Es gehe beim Gipfel nicht nur um Öffnungen, sondern auch um „flankierende Schutzmaßnahmen“, um nicht in eine höhere dritte Welle zu geraten. Viele sagten, man sei schon in einer. Zu diesen Maßnahmen gehörten sicherlich, mehr zu impfen und zu testen.

Die Infektionslage in Niedersachsen

Claudia Schröder, stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs der Landesregierung in Niedersachsen.
Claudia Schröder, stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs der Landesregierung in Niedersachsen. © dpa | Peter Steffen

Auch der Krisenstab sieht im Stillstand der Infektionslage im Land eine Herausforderung. Das lassen die Worte von Krisenstabs-Vize Schröder erahnen. „Es gibt bei der Inzidenz und den Neuinfektionen keine wirkliche Abwärtsbewegung“, beschrieb sie die Situation. Der Wochenvergleich, auch bei der Auslastung der niedersächsischen Krankenhausbetten, zeige das. Weiter werden fast 1000 Menschen landesweit in Krankenhäusern wegen einer Covid-Erkrankung behandelt. 219 davon intensivmedizinisch, 157 müssen beatmet werden. „Es gibt zwar hier eine leicht positive Tendenz, aber diese führt nur zu einer geringen Entlastung der Kliniken und ihres Personals.“

Mit einem wesentlich höheren Impfangebot könne man der angespannten Lage in den Krankenhäusern entgegenwirken, so Schröder. Bislang seien rund 550.000 Menschen geimpft worden, aktuell läge man bei etwa 16.700 Impfungen am Tag. Bei der höchstpriorisierten Gruppe der Über-80-Jährigen stünden noch 112.000 Personen auf der Warteliste. Schröder: „Wir halten an dem Ziel fest, bis Ende März allen aus dieser Gruppe ein Impfangebot gemacht zu haben.“

Um die Impfquote zu steigern, gibt es offensichtlich noch Gesprächsbedarf mit der oder anderen Kommune. Es sei zutreffend, dass am Wochenende, insbesondere sonntags, wesentlich weniger geimpft würde. „Wir brauchen mehr Tempo beim Impfen und sollten jeden Tag auf einem ähnlich hohen Niveau liegen“, erklärte Schröder.

„Astrazeneca wird von vielen Pflegekräften abgelehnt“

Verärgert zeigten sich sowohl Schröder als auch Pörksen über das Verhalten einiger Pflegekräfte bei ambulanten Diensten. Hier liege der Anteil derjenigen, die sich nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollen, bei rund 40 Prozent, sagte Schröder. Bei Pflegekräften in Heimen sei der Prozentsatz geringer. Sie vermutet hier eine nähere emotionale Bindung zum Patienten. „Es war immer klar, dass die Unter-65-Jährigen zunächst nur Astrazeneca erhalten. Der Impfstoff ist wirklich gut. Und es gibt auch keinen Grund, ihn abzulehnen.“ Wer das Angebot ausschlage, müsse warten und sich hinten anstellen. Laut Schröder stellen diese kurzfristigen Absagen die Impfzentren vor Probleme. Denn die freigewordenen Termine könnten in der Regel nicht mehr am selben Tag neu besetzt werden.