Braunschweig. An den Messstationen zwischen Harz und Heide haben sich die Stickstoffdioxid-Werte seit 2010 zum Teil fast halbiert. Es ist aber noch Luft nach oben.

Ab an die frische Luft! Dieser Satz gilt zwischen Harz und Heide immer häufiger. Ein Corona-Effekt ist im Pandemiejahr in unserer Region wie im Rest der Republik messbar. Das geht aus einem Zwischenbefund des Umweltbundesamtes (UBA) zur Luftreinheit im Pandemiejahr 2020 hervor. Mehr Homeoffice sorgte zeitweise für zum Teil leere Straßen und somit auch für bessere Luft.

Was aber noch viel erfreulicher ist: Diesen Trend gibt es in unserer Region nicht erst seit der Corona-Krise. Er wurde zwar im vergangenen Jahr leicht verstärkt, der Trend setzt sich aber schon seit Jahren zwischen Harz und Heide fort. Das zeigt ein tieferer Blick in die Daten des UBA.

An keiner der derzeit neun in unserer Region aktiven Messstationen registrierte das UBA im vergangenen Jahr eine Überschreitung des Jahresmittel-Grenzwerts von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft. Das letzte Mal, dass Stationen in unserer Region die Jahres-Grenzwerte rissen, war 2016. Das waren die Stationen am Altewiekring in Braunschweig und eine Station in der Innenstadt von Göttingen.

Seit 2016 keine Überschreitung des Grenzwertes mehr

Insgesamt waren elf Stationen in der Region seit 2010 aktiv. Konstant wurde seit 2015 an neun Stationen gemessen. Das Landesumweltministerium ist für die Stationen verantwortlich. Es meldet die Daten ans UBA. Mal kommen Stationen hinzu, mal entfallen wieder welche.

Auffällig ist, dass der Abgas-Skandal bei Volkswagen 2015/2016 einen Einschnitt bedeutete. Seitdem sind sämtliche Stickstoffdioxid-Werte an den Messstationen in unserer Region noch einmal stärker gefallen. Der Löwenanteil an den NO2-Emissionen im Verkehr (60 Prozent) geht bislang auf Autos mit Dieselmotor zurück. Hier schlagen nun Software-Updates und neue Modelle mit weniger Schadstoffausstoß deutlich zu Buche.

Immer mehr E-Busse in der Region

Seit einigen Jahren setzen die Kommunen der Region in ihrem Fuhrpark aber auch immer mehr E-Busse ein. Auch das sorgt natürlich für einen Rückgang der Stickstoffdioxid-Emissionen.

Den Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft hätten Deutschlands Städte eigentlich schon seit 2010 einhalten müssen. UBA-Präsident Dirk Messner sagte dazu laut Mitteilung: „Dass neu zugelassene Dieselautos erst seit kurzer Zeit Grenzwerte auch auf der Straße einhalten, ist der Hauptgrund für die rund zehnjährige Misere.“ Das sind die wesentlichen NO2-Messwerte an den Stationen in unserer Region in den vergangenen Jahren:

Braunschweig

Zwischenzeitlich gab es vier Messstationen in Braunschweig, jetzt sind es noch zwei. Immer dabei war die vorstädtische Station am Funkturm in Broitzem. Hier sank der Stickstoffdioxid-Wert innerhalb von zehn Jahren von 16 auf nun 11 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – unbedenklich also. Am Altewiekring nahe der Jasperallee wird seit 2012 gemessen. Damals lag der Wert bei 44, also über dem Grenzwert. Jetzt sind es noch 25. An einem weiteren Messpunkt in der City lag der Wert vor zehn Jahren bei satten 51 Mikrogramm. Vor zwei Jahren waren es noch 31 Mikrogramm, für 2020 liegt kein Wert vor. An der Hildesheimer Straße in Braunschweig wurde nur 2015 und 2016 gemessen. Beide Male lag der Wert bei 36.

Wolfsburg

In Teichbreite an der Oebisfelder Straße wurde seit zehn Jahren immer gemessen – der Höchstwert war 2015 mit 20 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. Seitdem geht der Wert kontinuierlich zurück und liegt nun bei 13 Mikrogramm – ein guter Wert. Weniger gut, aber immer noch unbedenklich ist der Wert an der Heßlinger Straße zwischen der Polizeiinspektion und dem Hauptbahnhof – also ein Stück weit zentraler. Im vergangenen Jahr betrug hier der Wert 23 Mikrogramm. Das ist aber immer noch weit besser als 2015 mit 37 Mikrogramm und somit knapp unter dem Grenzwert. In den Jahren zuvor wurde dort nicht gemessen.

Salzgitter

An der Station in Drütte, unweit von den Standorten der Salzgitter AG, MAN und Alstom, lag der Wert vor zehn Jahren bei 17 Mikrogramm. Er ging kontinuierlich zurück und liegt bei 12 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft.

Landkreis Goslar

Am Stadtrand von Goslar, im Ortsteil Oker, befindet sich eine Messstelle, die andere auf dem Wurmberg bei Braunlage. An beiden Messstellen liegen Werte seit 2010 vor, beide sind unbedenklich. Vor zehn Jahren lag der Stickstoffdioxid-Wert in Oker noch bei 13 pro Kubikmeter Luft, jetzt sind es noch 7,9. Auf dem Wurmberg ist die Luft noch reiner. Vor zehn Jahren waren es 7 Mikrogramm, nun sind es nur noch 4,2.

Göttingen

Bedenklicher war es in Göttingen. In der Innenstadt lag der Wert an der Messstelle an der Bürgerstraße zwischen 2010 und 2016 leicht über dem Grenzwert von 40, seitdem sinkt er stetig. 2017 waren es noch 39 Mikrogramm, 2019 noch 32 und nun noch 25 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. An der weiteren Messstelle im äußeren Stadtteil Papenberg lag der höchste Wert 2015 bei 17, nun sind es noch unbedenklichere 11 Mikrogramm.