Braunschweig. Laut Dirk Heinz, Chef des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums, weiß man erst in etwa einem halben Jahr sicher, ob Corona-Geimpfte noch ansteckend sind.

Ist es schon an der Zeit, darüber zu sprechen, ob Geimpfte künftig weniger Corona-Beschränkungen hinnehmen müssen? Die Debatte nimmt in Deutschland immer mehr an Fahrt auf, doch Experten aus Niedersachsen sind sich einig: Die Diskussion kommt viel zu früh, weil noch viel zu wenig Impfstoff verfügbar ist – und weil wichtige Fragen noch nicht geklärt sind.

Professor Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Leiter des in Braunschweig ansässigen Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (Archivfoto).
Professor Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Leiter des in Braunschweig ansässigen Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (Archivfoto). © Peter Sierigk

Professor Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Leiter des in Braunschweig ansässigen Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), warnt, dass längst noch nicht klar ist, ob Geimpfte noch ansteckend sind. Das müssten Studien zeigen. „Erst in einem halben Jahr weiß man das ganz sicher.“ Das sagte HZI-Chef Heinz am Donnerstagabend bei einer gemeinsamen Video-Diskussionsrunde mit dem Gesundheitsministerium in Niedersachsen und dem Hausärzteverband Niedersachsen.

Heinz appellierte: „Deshalb ist es geboten, dass Geimpfte keinesfalls leichtfertig sein dürfen.“ Sie müssten bis dahin weiterhin Abstand halten, Hygiene beachten und Masken tragen.

Corona-Impfstoffe als "Lichtstreif am Horizont"

Auch Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sagte, man müsse „extrem vorsichtig“ sein, Geimpften etwas zu versprechen, was man dann nicht halten könne. An erster Stelle stehe der Infektionsschutz. Man höre deshalb auch in Altenheimen in Niedersachsen trotz Impfungen nicht auf, Besucher, Bewohner und Pflegekräfte zu testen.

Homeoffice, Homeschooling, geschlossene Geschäfte, abgesagte Konzerte: „Unsere Gesellschaft wird weiterhin auf eine harte Probe gestellt“, sagte Reimann. Die Impfstoffe seien ein „Lichtstreif am Horizont“, auch wenn bisher nur „winzige Mengen“ an Impfstoffen in Niedersachsen ankommen. Am Mittwoch seien 7200 Menschen in ganz Niedersachsen geimpft worden, das Land liege hinter dem Zeitplan zurück. Matthias Bernd, Chef des Hausärzteverbands in Niedersachsen, sprach angesichts solch niedriger Zahlen mit Blick auf mögliche Privilegien für Geimpfte von einer „Phantomdebatte“.