Braunschweig. Unterwegs von Braunschweig nach Sankt Peter-Ording: Unsere Mitarbeiterin testet, was passiert, wenn das Auto in der Garage bleibt.

Der Koffer ist gepackt. Nichts passt mehr hinein. Gar nichts mehr. Ein Schneeanzug für das einjährige Kind für die Stunden an der See und der Winterschlafsack nehmen schon ziemlich viel Platz ein. Ein paar Oberteile und Hosen. Windeln. Kosmetika. Essen für den Tag der Ankunft.

Ein paar Kleidungsstücke für die Mama müssen da für eine Woche Nordsee-Urlaub also mal reichen. Mehr geht einfach nicht. Eigentlich wollten wir mit dem Auto nach Sankt Peter-Ording fahren. Doch die mitreisende Freundin überzeugte mich dann schließlich: Wir fahren lieber mit der Bahn!

„Dort können sich die Kinder bewegen. Du weißt, dass die beiden Kleinen nicht gerne mit dem Auto fahren – und schon gar nicht über Stunden“, argumentierte sie. Und weiter: Die Autobahn 7 mit ihren zahlreichen Baustellen sei ein Stau-Garant. Und dann? Brüllende Kinder, keine große Handhabe. Sie hat ja Recht! Und natürlich leisten wir auf diese Weise auch einen Beitrag fürs Klima: Das Auto in der Garage ist im Vergleich nicht das umweltfreundlichste. Die Ökobilanz der Bahn ist deutlich besser.

Doch läuft auf einer Bahnfahrt mit Kind und Kegel alles nach Plan? 344 Kilometer sind es von Braunschweig nach Sankt Peter-Ording. Laut Navi braucht man mit dem Auto aktuell rund 4,5 Stunden. Mit dem Zug sind wir etwas länger unterwegs: knapp sechs Stunden. Umstieg in Hannover, Hamburg-Altona und Husum. Besonders „sportlich“ wird es in Husum. Acht Minuten Zeit haben wir für den Umstieg. Da kommt schon Panik auf, als der Zugführer mit ein paar Minuten Verspätung in Altona losfährt, weil ein junger Mann einfach nicht aus der Tür heraustreten möchte. Doch diese Zeit holt er während der eineinhalbstündigen Fahrt wieder auf.

Wir verstauen zunächst unser Gepäck – mithilfe von Mitreisenden. Die Koffer haben ziemlich viel Gewicht. Mit einem Kleinkind auf dem Arm, ist es kaum möglich, auch noch den Koffer hochzuhieven. Überhaupt: Bei den Umstiegen sind die Passagiere sehr hilfsbereit, sie packen mit an, wenn es darum geht, den Buggy rein- und rauszuheben.

Während der Fahrt krabbeln die Kinder auf dem Boden, winken Mitreisenden, die sich sich über die Mädchen freuen. Es entwickeln sich zahlreiche Gespräche: Wo geht die Reise hin? Wie alt sind die Kinder? Die Bahn stellt auch Kleinkindabteile in den Fernverkehrszügen zur Verfügung: Diese haben in der Regel auch einen Kinderwagenstellplatz, teilt die Bahn auf ihrer Internetseite mit. Eine Steckdose zum Aufwärmen von Flaschen oder Brei würde es ebenfalls geben.

Wir nutzen ein normales Abteil. Der Zugbegleiter kontrolliert schließlich die Fahrkarten. „Kommen wir pünktlich in Husum an?“, frage ich ihn besorgt. Er blickt auf die Uhr und nickt. Meine Freundin möchte wissen, ob der Zug nach Sankt Peter-Ording auf unseren wartet. Schließlich müssen wir ja mit Kind, Koffer und Buggy auf einen anderen Bahnsteig. Und der nächste würde erst eine Stunde später fahren. „Nein, eigentlich nicht“, informiert er – und fügt dann aber hinzu: „Ich gebe aber einen kurzen Hinweis, dass zwei Frauen mit kleinen Kindern den Zug erreichen müssen.“ Wir freuen uns und sind ein wenig entspannter.

Ankunft in Husum. Wir haben im Vorfeld Mitreisende angesprochen, dass wir es eilig haben. Ein Passagier, der nach Sylt möchte, holt schon einmal die Koffer runter und schiebt sie vor die Tür. Ein weiterer stellt sich zu uns, um die Buggys rasch entgegenzunehmen. Die Kinder sind in der Trage vor dem Bauch. Fast alles läuft nach Plan. Fast alles. Denn der Aufzug ist defekt. Und nun hilft selbst der Zugbegleiter mit: Er trägt erst den einen Buggy, dann den anderen Buggy zur Unterführung. Wir schaffen es rechtzeitig.

Eine Woche später geht es zurück. Mit etwas mehr Gelassenheit. Schließlich hat die Fahrt an die Nordsee gut funktioniert. Alle waren hilfsbereit, die Kinder gut gelaunt. Doch die Deutsche Bahn wäre nicht die Deutsche Bahn, würde es keine Hürde geben. Die erwartet uns in Altona.

Die Durchsage, der ICE nach Zürich (über Hannover) würde heute ab dem Hamburger Hauptbahnhof fahren, schockiert uns – und wir müssen nun schnell reagieren. Welche S-Bahn fährt zum Hauptbahnhof? Wann fährt unser Zug dort ab? Die Tochter in der Trage, den Koffer in den Buggy – und los geht es. Eine recherchiert im Internet, die andere telefoniert. In 25 Minuten fährt die Bahn ab. Jede Minute zählt also. Aus diesem Grund können wir uns nicht in die Schlange vor dem Aufzug einreihen, sondern nehmen die Treppe. Mal wieder mit viel Unterstützung.

Am Hauptbahnhof angekommen, ist der Aufzug mal wieder außer Betrieb. Also wieder einmal die Treppe nehmen. Und dann einmal quer rüber zum anderen Ende. Gleis 14 liegt ganz außen. Tempo. Noch vier Minuten, bis der Zug abfährt. Am Gleis stehen bereits die Schweizer, die wir schon in Altona trafen. „Haben Sie es auch geschafft“, freut sich die Frau aus Zürich in schönstem „Schwizerdütsch“.

In der Bahn sprechen wir schließlich mit der Zugbegleiterin – über den Ausfall in Hamburg-Altona, über die vielen defekten Aufzüge. Sie zeigt großes Verständnis und entschuldigt sich. Zusätzlich erhalten wir für die Unannehmlichkeiten einen Getränkegutschein für die nächste Bahnfahrt. „Der ist nun drei Monate gültig“, berichte ich meiner Freundin nach einem Blick auf die Rückseite. „Wir können also nicht allzu lange warten bis zur nächsten Abenteuerreise mit der Bahn“, füge ich augenzwinkernd hinzu.