Braunschweig. . Der Termin des Braunschweiger Straßenkarnevals hat mit dessen Ursprüngen zu tun, erklärt Zugmarschall Gerhard Baller.

„Wann feiern wir den Karneval eigentlich mal am Rosenmontag, so wie es sich eigentlich gehört?“

Dies fragt unser Leser Lars Wille.

Zum Thema recherchierte Andreas Eberhard

An welchem Tag es sich gehört, Straßenkarneval zu feiern, daran scheiden sich die Geister. Zwar bilden in den drei größten Karnevalshochburgen Köln, Mainz und Düsseldorf die Rosenmontagsumzüge – das Wort „Rosen“ steht hier nicht für die Blume, sondern kommt vom Verb „rasen“ – den traditionellen Höhepunkt der „Session“. Jedoch steht Braunschweig mit seinem „Schoduvel“ am Karnevals- oder Tulpensonntag längst nicht alleine da. Auch in vielen anderen Städten, etwa in Frankfurt am Main, Wiesbaden, Mannheim, Ludwigshafen und Würzburg finden die Faschingszüge an diesem Tag statt. In Köln rollen am Sonntag traditionell die „Schull- und Veedelszöch“ – die Schul- und Stadtviertelzüge.

Auch am „fetten Dienstag“ gibt es Umzüge

Auch am Fastnachtsdienstag finden vielerorts traditionelle Karnevalszüge statt – vor allem dort, wo die schwäbisch-alemannische Fastnacht gefeiert wird, etwa in Stuttgart. Aber auch in New Orleans in den USA sind die Feiern und Straßenparaden am Mardi Gras („fetter Dienstag“), wie der Tag in Frankreich und französischsprachigen Regionen heißt, der Höhepunkt des Karnevals.

Die Ursprünge des Schoduvel als Kinderumzug

Warum man sich in Braunschweig Ende der siebziger Jahre für den Sonntag als Termin für den Umzug entschied, dafür hat Zugmarschall Gerhard Baller vom Komitee Braunschweiger Karneval eine einfache Erklärung. Die hat mit der Geschichte der Veranstaltung zu tun: „Unser Zug hat sich ja erst im Laufe der Jahre zu dem großen Ereignis entwickelt, das er heute ist. Ursprünglich war es ja mal ein Kinderumzug. Und der Sonntag war einfach der praktikabelste Tag dafür, denn Montags mussten die Kinder ja wieder in die Schule.“

Katholische versus protestantische Tradition

Auch heute noch, ist Baller überzeugt, hätte der Schoduvel, wie der Zug seit 2005 heißt, weit weniger Teilnehmer und Besucher, wenn er am Rosenmontag stattfände. Auch das hat mit der Geschichte zu tun. Im katholischen Rheinland ist der Rosenmontag aus altem Brauch als arbeitsfreier – wenn auch nicht gesetzlicher – Feiertag etabliert, im vorwiegend protestantischen Norden nicht.

Der Mini-Rosenmontagszug in Braunschweig

Einen kleinen Rosenmontagszug wird es trotzdem in Braunschweig geben. Nach dem öffentlichen Dankgottesdienst um 10.15 Uhr in der Braunschweiger Martinikirche lädt die Stadt die Vertreter der Karnevalsgesellschaften zu einem Empfang ins Altstadtrathaus. Von dort marschieren die Karnevalisten gegen 13 Uhr begleitet von einer Musikkapelle durch die Stadt zum Fourside-Hotel am Welfenhof, wo sie weiterfeiern. Balla: „Manch ein Braunschweiger, der uns dann sieht, wird sich vielleicht fragen, ob wir uns im Datum geirrt haben.“