Braunschweig. Insbesondere für Radfahrer wird der rechtsabbiegende LKW zur tödlichen Gefahr. Können Warnlichter und entkoppelte Ampelschaltungen helfen?

Jedes Jahr sterben etwa 70 Radfahrer in Deutschland, weil sie von Lastwagen überfahren werden. 2017 ereigneten sich mehr als die Hälfte der tödlichen Unfälle, als die Schwergewichte zum Rechtsabbiegen an Kreuzungen ansetzen wollten. Auch 2018 hielt die Schreckensserie an. Besonders tragisch: Fünf Opfer im ersten Halbjahr waren Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren.

Das Institut für Verkehrssystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig hat soeben das Pilotprojekt „XCycle“ abgeschlossen. Es soll für mehr Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr sorgen. Erste Ergebnisse sind offenbar positiv. „Die Auswertung hat Hinweise auf eine Erhöhung der Sicherheit ergeben. Das Wissen, das daraus entstanden ist, fließt nun in weitere Arbeiten“, teilte das DLR auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Forscher hatten unter anderem das sogenannte „Amber Light“, ein adaptives Radfahrerschutzblinklicht, das über Kameratechnik ausgelöst wird, vier Wochen lang an der Forschungskreuzung am Braunschweiger Rebenring aufgebaut. Ziel: die Aufmerksamkeit des Autofahrers zu wecken und auf den Radfahrer zu lenken, um kritische Situationen zu vermeiden. Mit dem „Bike-Flash“ für LKW wurde Ende November ein ähnliches Warnsystem in Garbsen bei Hannover installiert.

Auch der Verkehrsgerichtstag sieht Bedarf. Er forderte in diesem Jahr mit Blick auf einen verpflichtenden Einbau von Abbiegeassistenzsystemen in neuzugelassene LKW die Bundesregierung erneut dazu auf, auf einvernehmliche europäische Lösungen zu drängen. So soll jeder LKW diese lebensrettende Technik besitzen.

Außerdem empfahlen die Experten beim Spitzentreffen in Goslar die städtebauliche Infrastruktur an das gestiegene Verkehrsaufkommen anzupassen. Ein weiterer Vorschlag ist, Ampelschaltungen an Kreuzungen zu entzerren oder gar zu entkoppeln, so „dass abbiegende Kraftfahrzeuge und Radfahrende beziehungsweise zu Fuß gehende jeweils eigene Grünphasen besitzen“. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) unterstützt diese Forderung, warnt aber gleichzeitig davor, auch die daraus resultierenden Wartezeiten für die Verkehrsteilnehmer nicht zu unterschätzen. „Es gibt bei jedem Verkehrsteilnehmer eine gewisse Toleranzgrenze. Langes Warten erhöht die Gefahr, dass Ampelsignale missachtet werden“, erklärt ADFC-Verkehrssicherheitsexperte Roland Huhn unserer Zeitung. Debatte, Antworten