Braunschweig. 100.000 Schüler können bald für einen Euro pro Tag durch die Region fahren. Der Schulweg ist aber bereits für viele kostenlos. Das soll so bleiben.

Was bedeutet das Schülerticket für die Kinder und Jugendlichen, die bisher für den Schulweg den Nahverkehr ganz umsonst nutzen können? Müssen diese bald einen Euro pro Tag zahlen?

Das fragt unsere Leserin Ulrike Schön aus Braunschweig.

Die Antwort recherchierte Andre Dolle.

100.000 Schüler zwischen Harz und Heide können bald für einen Euro pro Tag mit Bus und Bahn durch die komplette Region fahren. So oft und so lange sie wollen. Das hat die zuständige Verbandsversammlung des Regionalverbands Großraum Braunschweig im Dezember beschlossen. Das Ticket soll ab dem Schuljahr 2019/2020, spätestens aber ab dem Schuljahr 2020/2021 eingeführt werden.

Sämtliche Fraktionen stimmten für das Schülerticket. Von einem „Quantensprung“ war die Rede. Das Ticket soll auch am Wochenende und in den Ferien gelten. Die Parteien hoffen, dass die heutigen Schüler auch künftig eifrige Bus- und Bahnfahrer bleiben. Das schont die Umwelt – und soll für weniger verstopfte Städte sorgen.

Unsere Leserin fragt aber berechtigterweise, was nun mit den Kindern ist, die bereits jetzt von einem kostenlosen Nahverkehr auf dem Schulweg profitieren? Es handelt sich dabei um sämtliche Schüler bis zur zehnten Klasse. Das ist nicht nur zwischen den Landkreisen Gifhorn und Goslar so, sondern in ganz Niedersachsen. Das hat der Gesetzgeber einst so beschlossen. Bedingung für die kostenlose Beförderung mit Bus und Bahn ist jedoch, dass der Schulweg eine Mindestlänge hat. Das sind mal 1,5 Kilometer, auch mal zwei Kilometer.

Das Schülerticket in unserer Region wird für sämtliche Schüler der Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und auch für die Berufsschüler in unserer Region gelten. Der Regionalverband will prüfen, ob auch Grundschüler und Jugendliche, die einen Freiwilligendienst zwischen den Landkreisen Gifhorn und Goslar sowie zwischen Helmstedt und Peine leisten, das Ticket erhalten.

Der Landtagsabgeordnete Marcus Bosse ist Fraktionschef der SPD im Regionalverband. Er sagt auf Anfrage: „Durch das Schülerticket wird niemand schlechter gestellt. Das garantieren wir. Das wäre ja sonst fatal.“ Die SPD hatte die Initiative zum Schülerticket gestartet.

Auch Reinhard Manlik, Fraktionschef der CDU, sagt: „Wer für den Schulweg nichts zahlen muss, bei dem bleibt alles beim Alten.“

Das verspricht auch Frank Schröter von den Grünen. Der Fraktionschef sagt: „Diese Schüler erhalten wie bisher ihre Fahrkarte für den Schulweg umsonst.“ Laut Schröter sollen diese Kinder und Jugendlichen künftig die Wahlmöglichkeit haben, zusätzlich das Schülerticket zu nutzen. Schröter schlägt vor, dass diese Schüler dann weniger als einen Euro pro Tag für das Ticket zahlen sollen. „Schließlich ist ihr Schulweg ja schon abgegolten. Sie nutzen das Schülerticket dann nur noch in der Freizeit.“

Für die Verwaltung des Regionalverbands ist die Lage hingegen nicht ganz so einfach. Hennig Brandes, Direktor des Regionalverbands Großraum Braunschweig, erklärt, dass er derzeit Gespräche mit den Landkreisen und den kreisfreien Städten in unserer Region führt. Das Schülerticket muss schließlich bezahlt werden. Der Verband hofft, dass sich die Kommunen beteiligen. Den Rest will der Verband aus eigenen Mitteln beisteuern. Brandes sagt: „Wer heute nichts zahlt, bei dem soll das auch in Zukunft so beibehalten werden.“

Der Verband bemüht sich nun um eine einheitliche Regelung in unserer Region. Bisher gilt ein Flickenteppich. Der Kreis Wolfenbüttel zahlt für Oberstufenschüler einen Zuschuss. Auch Wolfsburg und Braunschweig zahlen Zuschüsse beziehungsweise planen diese. Das gilt auch für die Kreise Gifhorn und Helmstedt. In sämtlichen Fällen geht es um den Weg zwischen Wohnort und Schule. Künftig soll es eine einheitliche Entfernung geben, ab der das kostenlose Ticket für Schüler bis zur zehnten Klasse auf dem Schulweg greift. Wer will, kann zusätzlich das Ein-Euro-Ticket bestellen. Dieses gilt dann in der ganzen Region – auch am Wochenende und in den Ferien. Für Oberstufenschüler und für Berufsschüler soll das Schülerticket auch gelten. Bosse: „Wir wollen, dass es durch das Schülerticket nur Gewinner gibt.“