Braunschweig. . Der Rest landet im Hausmüll oder im Ausland. Dabei enthalten alte Geräte oft wertvolle Metalle und Schadstoffe.

Wie wird unser Elektromüll verwertet?

Das fragt unser Leser
Dirk Volkmann aus Königslutter

Die Antwort recherchierte
Stefan Simon

Wer kennt das nicht: Sie stecken zwei Scheiben Toast in den Toaster, drücken den Schieber runter, doch er rastet nicht ein. Der Toaster ist schrott. Er muss entsorgt werden, aber wie? Und wie wird unser Elektromüll verwertet?

Richtig entsorgt wird Elektromüll selten.Oft landen Toaster, Wasserkocher oder alte Handys im Hausmüll. Doch sie enthalten wertvolle Metalle. Einige Teile der Geräte lassen sich wiederverwerten, andere noch weiterverkaufen.

Um eine sachgerechte Entsorgung der Elektrogeräte und die Verwertung der darin verwendeten Rohstoffe stärker anzukurbeln, gibt es neben den kommunalen Sammelstellen auch größere Einzel- und Online-Händler, bei denen Verbraucher ihre alten Elektrogeräte abgeben können. „Durch die Rücknahmepflicht gibt es mehr Möglichkeiten, die Altgeräte loszuwerden“, sagt Kai Kramer, Manager beim Goslarer Entsorgungsunternehmen Electrocycling. Verwertbare Teile könnten richtig recycelt und der restliche Schrott entsorgt werden. Dennoch läuft noch einiges schief. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie viel Elektroschrott fällt in deutschen Haushalte an?

In Deutschland sind es jährlich 1,7 Millionen Tonnen. Philipp Sommer, Abfallexperte der Deutschen Umwelthilfe, schätzt, dass diese Zahl noch steigen wird. Das liege vor allem daran, dass die Haushalte heute mit mehr Elektrogeräten ausgestattet seien als noch vor einigen Jahren und viele Geräte immer kurzlebiger würden. Wie viel Elektroschrott die Niedersachsen anhäufen, ist Sommer zufolge jedoch nicht bekannt, weil die einzelnen Bundesländer keine eigene Zahlen erfassen.

Hält sich Deutschland an die von der Europäischen Union bislang festgesetzte Rücknahmequote von 45 Prozent?

Nein, Deutschland habe die Quote noch nie erreicht, sagt Kramer von Electrocycling. Laut Gesetz sollten bis 2018 mindestens 45 Prozent des Elektroschrotts und noch funktionsfähige Geräte gesammelt, fachgerecht entsorgt oder wiederverwertet werden. Laut Sommer landen in Deutschland 10 Prozent im Hausmüll und 45 Prozent des Schrotts würden illegal entsorgt. Kramer weist darauf hin, das zudem eine unbestimmte Menge des Elektroschrotts illegal im Ausland lande.

Die Europäische Union hat ihr Sammelziel für dieses Jahr auf 65 Prozent erhöht. „Es ist ein Skandal, dass Deutschland das bestehende EU-Sammelziel für den oft mit Schadstoffen belasteten Elektroschrott nicht einhält und keine Maßnahmen umgesetzt hat, um das höhere Sammelziel zu erreichen“, kritisiert Sommer von der Umwelthilfe im Gespräch mit unserer Zeitung. Schadstoffe wie Fluorchlorkohlensauerstoffe (FCKW) finden sich in Kühlschränken. Quecksilber etwa befindet sich in älteren Heizgeräten.

Kai Kramer von Electrocycling kritisiert auch die Kommunen. Obwohl sie laut Gesetz verpflichtet seien, Bürger zu informieren, fehle es an Aufklärung: „Ich erhalte viele Anfragen von Bürgern, die nicht wissen, wie sie Elektromüll richtig entsorgen sollen.“

Wie werden die Altgeräte verwertet?

Entsorgungsunternehmen wie Elpro in Braunschweig oder Electrocycling in Goslar nehmen die Altgeräte der Händler entgegen. „Wir sortieren die Geräte aus, entfernen Schadstoffe und zerkleinern die Geräte in Einzelteile. Dann werden Metalle, Kunststoffe, Glas oder Bauteile herausgenommen und überprüft, ob sie zur Weiterverwertung genutzt werden können“, sagt Kramer. Die gewonnenen Metallprodukte wandern anschließend in Stahlwerke, Aluminium- und Kupferhütten.

Welche Händler müssen den Elektromüll zurücknehmen?

Alle großen Händler ab einer Verkaufsfläche von über 400 Quadratmetern für Elektroaltgeräte.

Wie funktioniert das bei Online-Händlern?

Auch für Online-Händler gilt die Rücknahmepflicht,sofern die Lagerfläche für Elektrogeräte mehr als 400 Quadratmeter beträgt. Der Online-Händler muss mitteilen, wo ein Altgerät in zumutbarer Entfernung zurückgegeben werden kann oder eine Möglichkeit der kostenlosen Rücksendung anbieten.

Eine besonders einfache Lösung zur Entsorgung von defekten Elektrokleingeräten bietet der Service von der Deutscher Post und dem Entsorgungsunternehmen Alba: „Electroreturn“. Hier kann man sich auf der Seite www.electroreturn.de eine Versandmarke ausdrucken und die Kleingeräte, bis zur Größe eines Maxibriefumschlages, portofrei ins Recycling schicken.

Geräte welcher Größe müssen zurückgenommen werden?

„Geräte mit einer Kantenlänge unter 25 Zentimetern müssen immer zurückgenommen werden“, sagt Kramer von Electrocycling. Das gelte unabhängig, in welchem Laden das Gerät gekauft wurde oder ob ein neues Gerät erworben werde.

Bei größeren Geräten gilt das Prinzip „Alt gegen neu“: Kaufen sie in einem großen Elektrogeschäft eine Waschmaschine, muss eine alte Waschmaschine kostenfrei zurückgegeben werden.

Was genau fällt unter Elektroschrott?

Wie nachhaltig sind Smartphones?– ob aus der Steckdose, dem Telefonkabel oder einer Batterie – für ihre Funktion benötigen, so sieht es das Elektro- und Elektronikgerätegesetz vor. „Seit dem 15. August letzten Jahres zählen auch fest verbaute elektrische oder elektronische Bestandteile dazu“, so Kramer. Dazu gehören Schuhe mit beleuchteter Sohle, Rucksäcke mit fest vernähter Beleuchtung, Badezimmerschränke mit festeingebautem beleuchteten Spiegel oder ein elektrisch verstellbarer Fernsehsessel.

Statt bisher in zehn Kategorien werden die recyclingpflichtigen Geräte künftig in nur noch sechs Kategorien aufgelistet, von Lampen über Bildschirme und Monitore bis hin zu nur über die Ausmaße definierten Kategorien wie Klein- oder Großgeräte.

Was fällt nicht unter Elektroschrott?

Laut Gesetz können Glühlampen und Halogenlampen ohne Schadstoffe weiterhin in den Restmüll geworfen werden. Batterien und Akkus müssen im Handel oder bei kommunalen Sammelstellen gesondert zurückgegeben werden. Tonerkartuschen von Druckern gehören in den Restmüll oder können bei freiwilligen Sammlungen von Händlern abgegeben werden.

Es gibt allerdings laut Verbraucherzentrale auch Tonerkartuschen und Druckerpatronen, in denen elektronische Bauteile enthalten sind. Diese gehören in den Elektroschrott. Auch Autoradios, Warmwassergeräte und Klimageräte fallen nicht unter das Gesetz.

Kann ich mit kaputten Geräten Geld verdienen?

Ja, man kann defekte Elektrogeräte an Schrotthändler verkaufen, aber dann ist keine sachgerechte Entsorgung sichergestellt. Laut Verbraucherzentrale verdienen die Händler hauptsächlich an den Metallteilen Geld. Vermutlich werden kaputte Geräte so manchmal auch illegal ins Ausland transportiert.

Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten?

Bevor die Geräte direkt im Müll oder beim Händler landen, können sie auch repariert werden. Hierfür gibt es Repair-Cafés, die es in vielen Orten gibt, etwa in Braunschweig. Eine andere Möglichkeit wären Sozialkaufhäuser oder Secondhand-Läden, wo ältere Geräte, die noch funktionstüchtig sind, eine zweite Chance bekommen.