Braunschweig. Der trockene Sommer sorgt für steigende Kartoffelpreise. Doch die kommen nicht in gleichem Maße beim Landwirt an.

Wieviel vom Kartoffelpreis kommt beim Landwirt an?

Das fragt unser Leser Jörg Masche auf unseren Facebookseiten.

Die Antwort recherchierte Marieke Düber.

31 Cent mehr muss der Kunde im Supermarkt nun für Kartoffeln ausgeben,86 statt 55 Cent pro Kilogramm – so lautet die Bilanz der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft. Ein extrem heißer Sommer gefällt den gelben Knollen ebenso wenig wie fehlender Regen, weswegen auch die Ernte dieses Jahr entsprechend gering ausfällt.

So sieht die Situation jedenfalls für die Verbraucher aus. Am Anteil der Landwirte ändert sich allerdings wenig. „Wenn das Kilo im Supermarkt einen Euro kostet, sehe ich davon 40 Cent“, antwortet Jürgen Hacke, Landwirt und Vorsitzender des Niedersächsischen Landvolks im Braunschweiger Land, auf die Frage unseres Lesers. Rund 30 Euro zahle der Einzelhandel ihm für 100 Kilo. Der Durchschnittspreis bei uns liegt laut Walter Hollweg von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen bei 22,30 Euro.

Im Direktverkauf kommt Hacke sogar besser weg. Ein 25-Kilo-Sack Kartoffeln wechselt ohne Zwischenhändler für 12 Euro den Besitzer. Auf den Kilopreis runtergerechnet ist das auch für den Verbraucher günstiger als der Weg in den Supermarkt, obwohl es erst einmal wie eine größere Ausgabe wirken mag. „Man muss sich aber bewusst machen, wie lange so ein Sack Kartoffeln hält“, gibt Hacke zu bedenken.

Der Direktkauf wirkt für beide Seiten zwar wie die bessere Methode, allerdings ist er für Hacke nur in einem gewissen Maße praktikabel. „Ich habe 30 Hektar, auf denen ich Kartoffeln anbaue. Direkt verkaufe ich allerdings nur den Ertrag von einem halben Hektar“, sagt er. Das liege auch an der Lage seines Hofes in Wehnsen. „Landwirte, die näher an einer Stadt wohnen, haben natürlich einen höheren Direktverkauf“, meint Hacke.

Zu dieser Sorte Landwirt gehört Olaf Puls. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Mareike betreibt er seit 2016 „Papes Gemüsegarten“ in Braunschweig-Watenbüttel. Auf vier Hektar werden hier Kartoffeln angebaut – deutlich weniger als bei Jürgen Hacke. Die Dürre hat aber auch die kleineren Betriebe getroffen. „Wir haben einen Rückgang zwischen 15 und 20 Prozent“, sagt Olaf Puls gegenüber unserer Zeitung. Die künstliche Beregnung sei zwar ein vorübergehender Ausweg für Hitzeperioden, allerdings keine permanente Lösung, da es sonst für den Landwirt zu teuer wird. Die Dürre hat auch bei ihm die Preise leicht steigen lassen. Als Direktvermarkter habe man aber einen eindeutigen Vorteil, erklärt Puls. Er stehe mit den Kunden in direktem Kontakt. „Wenn die Knollen kleiner sind, dann kann man den Grund nennen und die Kunden verstehen das auch“, sagt er. Auf die aktuelle Preisveränderung reagierten seine Kunden aber gelassen. Puls: „Außerdem ist es ja auch nicht so, dass wir die Kartoffeln verschenken, wenn wir ein gutes Jahr haben.“

Die Kartoffelernte endet zwar in der Regel im Oktober, das Thema dürfte aber weiterhin aktuell bleiben. Schließlich müssen die Erträge bis zur nächsten Saison reichen. Denn die Ernste lässt sich Hacke zufolge in diesem Jahr auch schlechter lagern. Man müsse beobachten, wie sich das im Laufe der Monate bis zum Frühjahr entwickele. Dadurch käme in diesem Jahr auch ein sogenannter Lageraufschlag hinzu.

Olaf Puls steht vor ähnlichen Herausforderungen. „Wir merken das schon bei der Sortierung. Normalerweise kann man die Kartoffeln gut bis Januar oder Februar lagen, teilweise machen die aber jetzt schon Probleme“, sagt er.

Große Versorgungslücken seien aber dennoch nicht zu erwarten, ebenso wenig wie starke Preisveränderungen, meint Walter Hollweg von der Landwirtschaftskammer. Stattdessen müsse man die Standardanforderungen an die Kartoffeln flexibler gestalten. Dazu gehören beispielsweise kürzere Pommes, die aus den kleineren Knollen resultieren. Doch nicht überall reicht diese Einstellung aus. Intersnack, Marktführer bei Kartoffelchips, hat jetzt andere Konsequenzen gezogen und auch die Preise für seine Produkte erhöht. Es fehlten bis zu 40 Prozent der Knollen gewohnter Qualität, die man deswegen teuer zukaufen müsse, erklärt das Unternehmen mit Sitz in Köln unserer Zeitung. „Dies führt zu deutlich höheren Beschaffungskosten und letztlich – trotz aller Anstrengungen zur Kosteneinsparung – zu höheren Abgabepreisen.“