Braunschweig. Die Niedersachsen haben künftig am 31. Oktober, dem Reformationstag, frei. So will es die Regierung. Aber was machen mit der gewonnenen Zeit?

Morgens in die Kirche und danach den Herbst bei einem Spaziergang genießen? Im Fitnessstudio Hanteln stemmen und dann versuchen, dem Laufband davonzurennen? Oder die morgendliche Hektik des Alltags ganz bewusst durchbrechen – und einfach mal gepflegt im Bett liegenbleiben?

Die Entscheidung der rot-schwarzen Regierungskoalition in Niedersachsen gibt den fast acht Millionen Bürgern des Bundeslands in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit, den Reformationstag als arbeitsfreien Feiertag zu begehen. Am 19. Juni stimmte der Landtag über das Vorhaben der Regierung Weil ab. 100 Parlamentarier waren dafür, 20 dagegen, 17 enthielten sich der Stimme. Die vier eingebrachten Alternativvorschläge – der internationale Frauentag (8. März), der Europatag (9. Mai), der „Tag des Grundgesetzes“ (23. Mai) und der Buß- und Bettag – fanden keine parlamentarische Mehrheit.

Lange Zeit rangierte Niedersachsen im Ländervergleich mit nur neun Feiertagen am Ende des Feiertags-Rankings auf den hinteren Plätzen. Jetzt schiebt sich das Land in der Tabelle mit zehn freien Tagen weiter nach vorn. Vorne ist Bayern. Dort stehen den Bürgern 12 beziehungsweise 13 Feiertage im Jahr zu, in der Stadt Augsburg sogar 14.

Einen ersten Vorgeschmack, wie sich ein zusätzlicher freier Tag anfühlt, bekamen die Bürger in Niedersachsen schon im vergangenen Jahr. Da beging die Evangelische Kirche in Deutschland mit zahlreichen Veranstaltungen den 500. Jahrestag der Reformation, die mit Martin Luthers Thesenanschlag ihren Ursprung nahm.

Und in der Zukunft? Was könnte man mit der vom Staat geschenkten, gesetzlichen verordneten freien Zeit anfangen? Vielleicht haben Sie ja besondere Ideen für diesen besonderen Tag. Wir als Ihre Zeitung sind gespannt auf Vorschläge. Es müssen ja nicht 95 sein – so viele Reformideen hatte Kirchenmann Luther im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen – und damit die Neuausrichtung der Kirche angestoßen.

Vielleicht nutzen Sie den Tag, um etwas Gutes zu tun. Nächstenliebe ist eines der wichtigsten Gebote, die die Kirche predigt. Aber auch wer sich nicht mehr durch die Kirchen in Deutschland vertreten fühlt, sollte diesem Vorsatz etwas abgewinnen können. 8760 Stunden hat das Kalenderjahr. Sehen Sie die zusätzlichen 24 arbeitsfreien Stunden des Jahres, die künftig der Reformationstag bietet, als Chance und nicht als Verpflichtung. Vielleicht kann der 31. Oktober als Denkanstoß dienen und den Vorsatz beinhalten, sich an einem der nächsten 364 Tage des Jahres vorzunehmen, etwas der Gesellschaft zurückzugeben. Ehrenamtlich und ungefragt.

Die Lizenz zum Faulenzen haben Sie dennoch. Ein schlechtes Gewissen müssen Sie nicht haben, wenn sie am 31. Oktober den Reformationstag Reformationstag sein lassen. Aber nicht vergessen: Wenn es abends dann doch an der Tür klingelt, muss man sich entscheiden. Ob man will, oder nicht. Denn dann heißt es: Süßes oder Saures?

Leser-Aufruf

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