Trotz geringen Wasserstandes haben die Harzwasserwerke aber noch genug Trinkwasser. Experten fordern den Ausbau der Stauseen.

Sind hier auch Wasserabschaltungen möglich? Im Urlaub hab ich mal erlebt, dass es von 18 bis 22 Uhr kein Wasser gab.

Das fragt unser Leser Manuel
Hanse auf unseren Facebookseiten.

Das Thema recherchierte Julia Popp.

Osterode. Anhaltende Hitze, wenig Regen und dazu ein erhöhter Wasserverbrauch: Die Wetterkapriolen der vergangenen Wochen und Monate stellen die Harzwasserwerke, einen der zehn größten Versorger Deutschlands, vor Herausforderungen. Die drei Trinkwassertalsperren sind nur noch zu knapp 54 Prozent gefüllt. Erste Vorsichtsmaßnahmen hat der Wasserversorger bereits getroffen, damit die Versorgung der Menschen in Niedersachsen und Bremen auch dann gesichert ist, wenn Herbst und Winter besonders trocken würden.

Verbraucher müssten sich trotz des niedrigen Wasserstandes in den Talsperren aktuell aber keine Sorgen machen, bekräftige Christoph Donner, Technischer Geschäftsführer der Harzwasserwerke, am Freitag: „Die Trinkwasserversorgung ist gesichert.“ Harzwasserwerke-Sprecherin Marie Kleine ergänzte: „Wir rufen unsere Kunden noch nicht zum Wassersparen auf.“ Auch unseren Leser Manuel Hanse kann Kleine beruhigen: „Von Wasserabschaltungen sind wir meilenweit entfernt. Das halte ich für unrealistisch.“ Mit Blick auf die Zukunft, so Donner, müssten die Anlagen der Harzwasserwerke angepasst werden. „Der Klimawandel ist da, darüber müssen wir nicht diskutieren“, betont der Geschäftsführer. Die Menge der Wasserabgabe zu reduzieren, reiche allein nicht aus. Mehr Speichermöglichkeiten, die Erhöhung der Stauseen oder
etwa die Verbindung einzelner Talsperren müssten laut Donner in Betracht gezogen werden.

Professor Günter Meon, Leiter der Abteilung Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz am Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig, sieht das ähnlich: „Wir stoßen in Bezug auf den Klimawandel und den erhöhtem Wasserbedarf an unsere Grenzen.“

Die Technische Universität Braunschweig will deshalb in Kooperation mit den Harzwasserwerken, der Technische Universität Clausthal und der Ostfalia-Hochschule eine Forschungsgruppe gründen. „Wir wollen untersuchen, inwieweit der Harz als Dienstleister für die Wasserwirtschaft für die Zukunft gewappnet werden kann.“

Die Wasserabgabe zur Niedrigwassererhöhung der natürlichen Zuflüsse zu drosseln, wie es die Harzwasserwerke in Absprache mit der Trinkwasserbehörde als weiteren Schritt planen, hält Günter Meon als Sicherheitsmaßnahme für sinnvoll. Im Fall der Sösetalsperre hieße das konkret: „150 Liter werden aktuell in der Sekunde durch den Zufluss in die Sösetalsperre eingespeist, gleichzeitig aber rund 290 Liter wieder abgegeben“, erklärt der Hydrologe und ergänzt: „Reduzieren die Harzwasserwerke die Abgabe um 100 Liter, könnten dadurch allein pro Tag etwa 72 000 Menschen zusätzlich versorgt werden.“ Dadurch könnte das Unternehmen übergangsmäßig eine weitere Reserve für die Trinkwasserversorgung schaffen.

Die Wasserabgaben der Sperren an Zuflüsse wie Innerste, Oker oder Söse ganz zu unterbrechen und das Wasser allein für die Trinkwasserversorgung bereitzuhalten, ist nicht möglich, betont Meon. „Ohne die Sperren würden die Flüsse bei langen Trockenperioden kaum noch Wasser führen – das hätte auch Auswirkungen für die Ökologie.“