Braunschweig. Viele Haushalte verfügen über leistungsfähige Anschlüsse. Bei der Gigabitversorgung ist aber noch Luft nach oben.

Damit muss man leben?

Das fragte vor einiger Zeit unser Leser Martin Kämmer

Die Antwort recherchierten Andre Dolle und Michael Ahlers

Was den Zugang zum schnellen Internet betrifft, liegt unsere Region im Mittelfeld – im Land und im Bund. Stefan Muhle, Digital-Staatssekretär im Wirtschaftsministerium in Niedersachsen, brachte es am Dienstag am Rande der Vorstellung des „Masterplans Digitalisierung“ in Hannover auf den Punkt: „Die Region Braunschweig hat in der Mobilfunkversorgung genauso so zu kämpfen wie andere Regionen in Niedersachsen auch. Aber die Region Braunschweig ist ausgesprochen ehrgeizig, was die digitale Infrastruktur der Zukunft angeht. Hier unterstützt das Land die Region intensiv: sei es in Sachen Testfeld, sei es in Sachen 5G oder sei es die Glasfaserversorgung ganzer Städte.“

Wer sich nur die Karte zur Gigabitversorgung (siehe rechts) ansieht, kommt zu einem anderen Schluss: In unserer Region sind dort mit Ausnahme von Braunschweig und Wolfsburg nur weiße Flächen zu sehen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Gigabit, das sind 1000 Megabit, eine ganz schöne Menge. Für den privaten Gebrauch kommt man auch mit etwa 100 Megabit sehr gut zurande. Mittelständische Unternehmer sehen das schon ganz anders.

Laut dem Breitband-Kompetenz-Zentrum Niedersachsen liegt unsere Region zwischen Harz und Heide in etwa im Landesschnitt, was den Glasfaser-Ausbau betrifft. Besonders hervor stechen die Stadt Wolfsburg und der Kreis Wolfenbüttel. Wolfsburg will digitale Modellstadt werden. Drei Gebiete haben schon Glasfaser, die nächsten zehn sollen folgen. Hier gibt es Bandbreiten mit bis zu 444 Megabit pro Sekunde. Seit 2014 hat der Kreis Wolfenbüttel 310 Kilometer Glasfasernetz verlegt. Bandbreiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde stehen flächendeckend zur Verfügung.

Bei der Breitbandversorgung steht der Raum zwischen Harz und Heide ganz gut da. Zugang zu Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit und mehr pro Sekunde hatten bundesweit Mitte 2017 mehr als 77 Prozent der Haushalte in Niedersachsen. In ganz Deutschland waren es knappe 77 Prozent. In unserer Region waren es 82 Prozent. Diese Quote liegt somit relativ deutlich über dem Bundesschnitt.

Bei der Präsentation des Masterplans spielte Teil zwei, also die Anwendungsgebiete, eine geringere Rolle. In einigen Jahren soll aber beispielsweise der Bürger auf eine Digitale Verwaltung mit einem zentralen Serviceportal treffen, in autonome Fahrzeuge steigen oder ganz selbstverständlich mit dem Arzt per Videokonferenz reden.

Viele Projekte gibt es mindestens in Ansätzen bereits, so ein Notfallmanagementsystem für 72 Krankenhäuser zur Kommunikation mit Rettungsteams. Der Masterplan nennt viele Beispiele. Doch solange Firmeninhaber verzweifeln, weil wichtige Downloads nicht oder nur zäh funktionieren, bleibt der Bruch zwischen Notwendigkeit und Realität groß. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) musste in der Pressekonferenz zum Masterplan am Dienstag in Hannover beispielsweise auch erklären, warum die sogenannten Digitalisierungs-Professuren, die Niedersachsen für seine Universitäten angekündigt hatte, bislang finanziell nicht abgesichert sind.

„Politisch mutige, ambitionierte Ausbauziele sind der richtige Weg“, kommentierten die Metallarbeitgeber am Dienstag den Plan. „Das erste Mal gibt es in der Landesregierung nicht nur eine Vision, sondern auch einen Plan und eine Struktur, auf der wir aufbauen können“, lobten die Unternehmerverbände. Ex-Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) sieht das allerdings ganz anders. Es sei zu befürchten, dass der Masterplan nicht deutlich über Ankündigungen hinauskomme, erklärte Bode.

Besonders bemerkenswert sei, dass viele der im Masterplan gemachten Versprechungen außerhalb der Gestaltungsmöglichkeiten der Landesregierung lägen.

„Für den Netzausbau sind die Kommunen und Firmen verantwortlich“, so Bode. Der Ausbaustand in den Kommunen und die Begleitung durch das Land nehmen allerdings einen großen Teil der Darstellung im Masterplan ein. Und Staatssekretär Muhle reist seit langem quer durch Niedersachsen – unterwegs in Sachen Netzausbau.