Braunschweig. Die Mission „BepiColombo“ schickt Raumsonden zum Merkur. Mit an Bord sind Magnetometer der TU Braunschweig.

Braunschweig. Gerade einmal anderthalb Jahre ist es her, dass die Raumsonde Rosetta ihren letzten Gruß zur Erde schickte – ein Foto vom Kometen „Tschuri“, auf dem sie kurz darauf zerschellte. Die Auswertung der während der Mission gesammelten Daten ist noch lange nicht abgeschlossen, doch einige der beteiligten Wissenschaftler am Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik (Igep) der TU Braunschweig haben bereits die nächsten Forschungsziele im Visier.

„Im Oktober rechnen wir mit der Landung von Mascot auf dem Asteroiden (162173) Ryugu“, sagt Professor Karl-Heinz Glaßmeier voller Vorfreude. Der Landeroboter befindet sich auf der japanischen Raumsonde Hayabusa 2, die Mitte dieses Jahres bei dem Asteroiden eintreffen wird. Ausgerüstet ist der Lander mit einem Magnetometer des Igep.

Noch spektakulärer ist allerdings die Mission der Europäischen Weltraumagentur (Esa) und der japanischen Raumfahrtbehörde (Jaxa) „BepiColombo“. Das Ziel: der Merkur – der der Sonne nächste und zugleich wohl am wenigsten erforschte Planet unseres Sonnensystems. Der Startschuss der Mission wurde in Braunschweig abgefeuert. Mitte März trafen sich mehr als 100 Forscher aus aller Welt im Haus der Wissenschaften, um letzte Details zu besprechen. Ende April soll die Technik zum Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana verschifft werden. Zwischen dem 5. Oktober und dem 30. November 2018 soll eine Ariane-5-Rakete die beiden Raumsonden der Mission von der Erde weg und auf ihren Weg zum Merkur bringen.

Zur Weihnachtszeit 2025, wenn das Transportmodul sein Ziel erreicht und die Sonden auf eine Umlaufbahn um den Planeten einschwenken, wird Professor Glaßmeier längst im Ruhestand sein. Umso froher ist der Physiker, dass er mit Dr. Daniel Heyner schon jetzt einen Nachfolger finden konnte, der die Projektleitung von ihm übernehmen wird. Damit ist eine Braunschweiger Leitung der Magnetometer-Mission von „BepiColombo“ gesichert – vorausgesetzt, Heyner bleibt an der TU.

„An Bord der Sonden sind auch Kameras, Laser-Höhenmessgeräte und Röntgen-Instrumente. Die Magnetfeldmessung gehört diesmal aber zu den Hauptaufgaben der Mission“, erläutert Glaßmeier die Bedeutung des Braunschweiger Beitrags. Der besteht aus Magnetfeldmessungen in einer nahen Umlaufbahn mit dem Magnetometer an Bord des europäischen „Mercury Planetary Orbiter“ (MPO) und in größerem Abstand innerhalb der Magneto- sphäre des Planeten mit einem baugleichen Messgerät an Bord des japanischen „Mercury Magnetospheric Orbiter“ (MMO).

„Wir werden das Magnetfeld des Planeten kartieren und seine Wechselwirkung mit dem wegen der Nähe zur Sonne starken Sonnenwind messen“, erklärt

Dr. Heyner. Aus den Daten lasse sich eine Menge lernen – über die innere Struktur des Planeten, über Witterungsprozesse auf der Oberfläche und über die Entstehung planetarer Magnetfelder. „Dazu gibt es verschiedene Modelle, von denen wir durch unsere Messungen hoffentlich einige ausschließen können“, sagt Heyner.

Eines dieser Modelle zu einem sogenannten Feedback-Dynamo hat Heyner selbst entwickelt. Der Physiker bekommt so die besondere Gelegenheit, Millionen von Kilometern von der Erde entfernt seine eigene Doktorarbeit zu widerlegen.