Professor Günter Bräuer spricht von einer Revolution. Die Alleskönner-Beschichtung soll sie bringen. An ihr wird gearbeitet.

Auf die Oberfläche kommt es an – auch in der Zukunft.

Dünne Schichten werden zum Motor für Innovationen bei den Themen Energiewende, Elektromobilität und Leichtbau, aber auch in den Bereichen Medizin und Ernährung.

Die Dünnschichttechnik spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung alternativer Energiekonzepte. Eines der Ziele – auch des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) – den Wirkungsgrad von Solarzellen steigern und gleichzeitig die Kosten senken.

Bei der Elektromobilität besteht ein großer Bedarf nach einer Alleskönner-Superschicht. An Schichten, die Sonnenschutz und Eisfreiheit gewährleisten und die Wärme bei Bedarf innen oder außen halten, arbeiten wir am Fraunhofer IST schon heute. Schaltbare Schichten haben inzwischen bereits deutliche Marktanteile erobert, das muss in der Zukunft noch viel weiter gehen.

Verknüpft mit dem Thema Elektromobilität und auch mit der Luft- und Raumfahrt ist das Thema Leichtbau. Die Ausrüstung von Bauteilen mit vielfältigen Sensoren aus dünnen Schichten ist hier ein Zukunftsthema, an dem wir bereits heute intensiv arbeiten. Aber auch der Bearbeitung von Leichtbaumaterialien wie CFK muss künftig weiter Beachtung geschenkt werden. Hier helfen dünne Schichten beispielsweise, um Werkzeugverschleiß zu reduzieren.

Ein Zukunftstrend ist der zunehmende Einsatz der Plasmatechnik auf organischen Oberflächen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung kommt der Plasmamedizin zum Beispiel zur Behandlung von Wundheilungsstörungen eine wichtige Bedeutung zu.

Im Bereich Ernährung wird man künftig immer öfter das Wort Plasma-Farming hören. Hier werden Atmosphärendruckplasmen eingesetzt, um die Erträge in der Landwirtschaft zu erhöhen – sicher auch eines von vielen Themen.

Das hat sich in den letzten zehn Jahren verändert

Vor zehn Jahren wurde in den genannten Feldern bereits geforscht, jedoch keineswegs mit der Brisanz und dem Druck wie heute. Auch die Möglichkeiten, die die Plasmatechnik bietet, wurden vor zehn Jahren von einigen noch unterschätzt. Damals hat noch niemand explizit über eine Energiewende gesprochen, die deutschen Unternehmen waren in der Produktion von Solarzellen noch Global Player.

Heute werden massiv alternative Energiekonzepte gefordert, produziert wird nicht mehr in Europa, sondern in Asien. Geblieben ist jedoch Deutschland als wichtiger Forschungsstandort.

Vor zehn Jahren deutete es sich zwar schon an, aber der große Durchbruch steht uns noch bevor: Atmosphärendruckplasmen als Wunderwerkzeug in der Medizin und Hygiene, zum Beispiel beim Kampf gegen Läuse, Pilzbefall und sogar gegen multiresistente Keime und nun auch noch zur Förderung des Pflanzenwachstums – ganz ohne Dünger. Warum das alles funktioniert, ist noch nicht ganz klar, wir und andere forschen daran.

So beurteile ich die Entwicklung unserer Forschungsregion

Die Forschungsregion Braunschweig hat sich weiterentwickelt, Kooperationen wurden intensiviert – auch über die Grenzen der Disziplinen hinweg.

Durch gemeinsame Leuchtturmprojekte von niedersächsischen Unternehmen und unseren Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen kann unsere Region auch in der Zukunft weiter gestärkt werden.

Nur eines der Beispiele für eine erfolgreiche regionale und gleichzeitig interdisziplinäre Kooperation ist das preisgekrönte Projekt „Plasma im Beutel“: Das Fraunhofer IST, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und das Klinikum Braunschweig haben ein beschichtetes Beutelsystem entwickelt, um die Kultivierung von Stammzellen zu optimieren.

Viele weitere Beispiele wünschen wir uns für die Zukunft. Zentrale Forschungsfelder in der Region sind Elektromobilität und Leichtbau.

Impulse für Innovationen entstehen durch das Zusammenspiel unterschiedlichster Experten. So kann das Fraunhofer-Institut zum Beispiel seine Stärken in der Oberflächentechnik bei Dünnschichtbatterien, Energiespeichern, Werkzeugen, in der Sensorik oder Kunststoffbeschichtung einbringen, um gemeinsam mit den Partnern der Region einen Impuls für größere gemeinsame Projekte mit überregionaler Leuchtkraft zu geben.

Ich freue mich jedenfalls auf viele Impulse und eine spannende Zukunft.