Braunschweig. Seit Jürgen Hesselbach Präsident der TU ist, hat die Zahl der Studierenden stetig zugenommen. Und der Campus? Der soll jetzt attraktiver werden.

Präzise gleitet die Fräsmaschine über die Holzplatten. Der feine Staub rieselt auf den Steinfußboden. Unter dem Brummen des Fräskopfes schneidet sie das Gehäuse des Protocade-Spielautomaten aus dem hölzernen Rohmaterial. Der Protocade – das ist ein Projekt der Studenten Daniel Busch (29) sowie Philip (24) und Lukas Becker (21). Bald werden sich die Studenten der Technischen Universität Braunschweig darum tummeln können. In etwa zwei Wochen soll er fertig sein. Dann lädt die Daddelkiste im Altgebäude am Hauptcampus zu einer gepflegten Partie des Spieleklassikers „Mario Kart“ ein.

Seit Januar tüfteln die drei dafür im Protohaus – einer 530 Quadratmeter großen Spielwiese für Bastler. An der Pforte des Rebenparks weist eine riesige Schautafel den Weg: Auf dem A-Hof, in Gebäude A 12 – da liegt die Werkstatt, die seit 2016 in einem Kooperationsverhältnis zur TU steht. „Eigentlich hat das Projekt gar nichts mit der Uni zu tun – und doch ist es für die Uni“, sagt Projektleiter Busch im fahlen Deckenlicht des Protohauses. Denn erst als der TU Sandkasten auf Buschs Idee aufmerksam geworden war, erschloss sich dessen Mehrwert. So entstand der Plan des Spielautomaten für das Altgebäude. Der Sandkasten hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Campus zu verschönern, zu beleben – mit Hilfe derer, die dort einen Großteil ihrer Zeit verbringen: den Studenten.

Und die werden immer mehr: Seit dem Jahr 2005 – als Professor Jürgen Hesselbach seine Präsidentschaft antrat – ist die grafische Kurve der TU-Studenten steil nach oben geschossen. Knapp 20 000 gehen mittlerweile in den Instituten ein und aus – vor zwölf Jahren waren es noch fast 8000 weniger.

Drei davon setzen im Protohaus das Gehäuse ihres Protocades zusammen. In der Holzwerkstatt stecken Daniel Busch, Philip und Lukas Becker noch die Seitenabdeckung ein. Mitten zwischen zahlreichen Kreis- und Stichsägen – schweres Gerät. In dem kühlen, sterilen Raum riecht es nach Holz, die Werkzeuge hängen gut sortiert an ihrem vorgesehenen Platz, Mehrfachsteckdosen baumeln von der hohen Decke. Fertige und halbfertige Bauwerke komplettieren das Bild.

In der Holzwerkstatt steht auch die große Fräse. Die hat gute Arbeit geleistet: Exakt verkeilen sich die Bolzen in den 14 millimetergenau ausgefrästen Löchern. Insgesamt zweieinhalb Quadratmeter des zwölf Millimeter dicken Multiplexholzes landeten unter dem Fräskopf. „Wir haben uns für dieses Holz entschieden, weil es leicht zu verarbeiten ist. Es ist doppelt geleimt und verzieht daher nicht so leicht“, sagt Lukas Becker: „Wir sind ja auch nur Laien.“ Handwerkliches Geschick braucht es also wenig. Die Fräse arbeitet autark. Daniel Busch hat dafür eine Datei erschaffen. Die gibt der Maschine genau vor, wie sie die einzelnen Teile aus dem Werkstück zu schneiden hat. Probleme gibt es nur mit den Platinen. Die nehmen die elektrischen Impulse der Joysticks auf und verarbeiten die Befehle. Philip Becker: „Wir hatten eine Platine für zwei Joysticks, und die hat die Befehle der zwei Controller so verarbeitet, als wäre es nur einer.“

Auch dieses Problem hat das Projektteam mittlerweile in den Griff bekommen. „Wir haben dann einfach eine zweite Platine eingebaut,“ sagt Busch. Vorher wollte aber der Wust an Kabeln verarbeitet werden. Abknipsen, isolieren und mit den Steuerplatinen verlöten – so lautet der Arbeitsablauf für jedes einzelne Kabel. Busch: „Und mit etwas Glück hat man so gut gearbeitet, dass die Befehle auch ankommen.“

Stichwort Präzision: Hier versteckt sich eine Parallele zwischen Hörsaal und Werkstatt. Daniel Busch und Philip Becker sind schließlich Architekturstudenten – filigrane Arbeit gehört also zu ihrem Tagesgeschäft. „Für dieses Projekt konnten wir schon Fähigkeiten nutzen, die wir in der Uni gelernt haben“, sagt Philip Becker. Allerdings strotzten die Architekturmodelle, die die beiden sonst bauen, nur so vor Details. Daher hätten sie der groben Werkstattarbeit noch einiges an Feinheit voraus.

Beim Zusammenbau des Protocade braucht es jedenfalls keine besonders feinfühligen Hände. Gemeinsam mit dem Monitor verschwinden die Kabel hinter der letzten Abdeckung. Die Software funktioniert. Jetzt fehlt nur noch der letzte Schliff: die Beschriftung. Von den Seitenabdeckungen sollen die Protohaus- und Sandkasten-Logos prangen. Die verschiedenfarbigen Lichter an der Stirn werden mit dem Protocade-Schriftzug verziert. Nicht nur diese Lichtleiste, sondern auch die Maße des sogenannten Bartop-Modells lassen ein gewisses Spielhallen-Flair in das Altgebäude einziehen. Dann – in etwa zwei Wochen – haben Daniel Busch, Philip und Lukas Becker ihren Teil zur Belebung des TU-Campus geleistet. „Wir hoffen, damit einen Ort des Kontakts für die Studenten zu schaffen, wo die Leute stehenbleiben und sich begegnen können. So etwas fehlt in der Uni“, sagt Busch. Vor allem in einem Durchgangsraum – wie dem Foyer des Altgebäudes. Statt des Brummens der Fräse ist dann hoffentlich das Gelächter der Studenten zu hören.