Osterode. Die Abschlussklasse der Kaufleute für Büromanagement der BBS I in Osterode am Harz bewegt Menschen dazu, Stammzellenspender zu werden.

Nachhaltige Lerneinheit; Um zu lernen, wie man selbst ein Projekt auf die Beine stellt, aber auch um etwas Gutes zu tun, haben sich 198 Schülerinnen und Schüler erstmalig bei einer Typisierungsaktion an der Berufsbildenden Schulen I (BBS I) in Osterode am Harz in Kooperation mit der Stammzellspenderdatei der Knochenmark- und Stammzellspenderdatei Göttingen (KMSG) der Universitätsmedizin als potenzielle Stammzellspendende registriert. Auch Schülerinnen und Schüler der BBS 2 Osterode am Harz haben sich an der Aktion beteiligt.

Typisierung – Was so wissenschaftlich klingt bedeutet für potenzielle Stammzellenspenderinnen und -spender zunächst einmal nichts anderes als eine Blutentnahme oder eine sogenannte Wangenschleimhautprobe, wie sie die Schülerinnen und Schüler entnahmen. Konkret geht es bei der Untersuchung darum, passende Spenderinnen oder Spender von Stammzellen zu finden, mit denen an Blutkrebs erkrankte Menschen behandelt werden können. Die Probe wird dann in einem Labor auf bestimmte Merkmale hin untersucht. Die so gewonnen Informationen werden anonym in einer Datenbank gesammelt und mit den Merkmalen von Leukämie-Patienten auf der ganzen Welt verglichen. Werden zusammenpassende Stammzellen gefunden, kann der potenzielle Spender oder die potenzielle Spendering auf freiwilliger Basis entscheiden, ob sie dem Patienten oder der Patientin die Zellen spendet.

Die Schülerin Leonie Creutzburg und der Schüler Tom Lepa während des Wangenschleimhaut-Abstrichs.
Die Schülerin Leonie Creutzburg und der Schüler Tom Lepa während des Wangenschleimhaut-Abstrichs. © UMG

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11.000 Menschen an Blutkrankheiten, wie zum Beispiel Leukämie, informiert dies KMSG auf ihrer Homepage. Trotz neuer Therapieansätze könnten vielen dieser Patientinnen und Patienten nur eine Stammzellspende das Überleben ermöglichen. Die Mehrheit der Erkankten sei dabei auf die Spende nicht verwandter Freiwilliger angewiesen. Für 75 Prozent könnten mittlerweile innerhalb von drei Monaten ein passender Spender oder eine passende Spenderin gefunden werden. Um das allen zu ermöglichen,

„Eine Typisierungsaktion lohnt sich immer“, sagt so auch die ärztliche Leitung der Stammzellspenderdatei, Dr. Beatrix Pollok-Kopp auf die anfänglichen Bedenken der Schülerinnen und Schüler. Die Ärztin ergänzt: „Wir von der KMSG hatten viel Freude an der Typisierungsaktion. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr engagiert“.

Stolz auf das Endergebnis

Kaufleute für Büromanagement dürfen laut Lehrplan im dritten Lehrjahr „Projekte selbstständig planen und durchführen“ – so lautet auch der Titel des Lernfeldes 13. „Normalerweise planen die Schülerinnen und Schüler in diesem Zusammenhang eine Klassenfahrt, aber mein Ansatz war es, diesmal etwas Nachhaltigeres zu planen“, erzählt die Oberstudienrätin Joana Wertheim.

Das Organisationsteam Klasse der Kaufleute für Büromanagement und die Oberstudienrätin Joana Wertheim.
Das Organisationsteam Klasse der Kaufleute für Büromanagement und die Oberstudienrätin Joana Wertheim. © BBS

Auf der Homepage der KMSG berichtet sie über ihre eigenen Erfahrungen mit einer Blutkrankheit in der weiteren Familie: Sie kannte die Stammzellspenderdatei der KMSG bereits von einer Typisierungsaktion für ihre Schwiegermutter Ingrid, die selbst auf eine Stammzellspende angewiesen war. Sie verstarb, doch die Familie hielt an der Typisierungsaktion fest: „Obwohl ich schon immer Blut spende, brauchte ich erst den Moment, persönlich betroffen zu sein, um mich in einer Stammzellspenderdatei zu registrieren. Erst dann ist mir wirklich bewusst geworden, wie wichtig das ist.“, so Wertheim. Daher sei es für Sie ein Herzensprojekt, junge Menschen zu motivieren, sich als potenzielle Stammzellspendende zu registrieren.

Die Auszubildenden ließen sich auch schnell von der Idee begeistern: Allerdings waren viele in der Klasse bereits typisiert, sodass auch ein wenig Skepsis bestand, ob die Aktion überhaupt erfolgreich sein würde. Ein halbes Jahr lang bereiteten sie sich in verschiedenen Arbeitsgruppen auf die Aktion vor.

Typisierung

Typisierungsaktionen sind nur eine Möglichkeit, bei der sich Menschen als potenzielle Stammzellspender oder -spenderinnen registrieren können.

Eine Registrierung ist auch per Registrierungsset möglich, das kostenlos über https://kmsg.umg.eu angefordert werden kann.

Auch beim Blutspendedienst der UMG „Blut fürs Klinikum“ können sich Freiwillige bei der KMSG registrieren (https://blutspende.umg.eu).

Am Ende der Aktion können die Auszubildende stolz sein, 198 Menschen zur Typisierung bewegt zu haben. 139 Schülerinnen und Schüler registrierten sich laut der KMSG später auch in der Stammzellspenderdatei: „Ein großer Erfolg!“. Mit diesem großen Anklang und der Bereitschaft zur Typisierung der Schülerinnen und Schüler hatten die organisierenden Klassen der BBS I ursprünglich gar nicht gerechnet und zeigten sich „überwältigt vom Endergebnis“, so die Oberstudienrätin Joana Wertheim. Vanessa Ritter, Schülerin der Abschlussklasse, fasst den Tag so zusammen: „Es ist schön, dass wir die Auserwählten waren, die das Projekt auf diese Weise das erste Mal umsetzen konnten. Ich hoffe, dass das in Zukunft in regelmäßigen Abständen an der Schule wiederholt wird“.

Und tatsächlich ist genau das Joana Wertheims Vorhaben: „Es waren alle so interessiert und engagiert. Ich glaube auch deshalb, weil es eben ein ,richtiges’ Projekt ist, das auch umgesetzt wird. Und das Schöne ist, sie können damit langfristig etwas bewirken“.

Typisierungsaktionen werden ausschließlich über Spenden finanziert. Wer die Universitätsmedizin Göttingen dabei unterstützen möchte kann eine Spende senden an IBAN: DE55 2605 0001 0000 0004 48; BIC: NOLADE21GOE; Verwendungszweck: KMSG-Spenden 134 6270. Mehr Informationen gibt es auf: https://kmsg.umg.eu

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