Osterode. Auf dem Kornmarkt in Osterode am Harz kommen am 9. November 2022 über 100 Menschen zusammen – Biografien hinter Stolpersteinen vorgestellt.

Am Mittwochabend kamen zwischenzeitlich 120 Menschen auf dem Osteroder Kornmarkt zusammen, um den Opfern der Novemberpogrome des Jahres 1938 zu gedenken. Anlass für die Versammlung war die Ankündigung sogenannter „Querdenker“, an diesem Tag am selben Ort zu protestieren, wie Mitorganisator Martin Struck vom „Aktionsbündnis Südniedersachsen“ in seiner Rede sagte.

Struck erinnerte in seiner Ansprache an den Begriff der Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 – benannt nach den Scherben zerstörter Fensterscheiben von Wohnungen und Geschäften jüdischer Menschen.

„Omas gegen Rechts“ tragen Biografien vor

Die zivilgesellschaftliche Initiative „Omas gegen Rechts“ trug zu diesem Anlass die Biografien der Menschen vor, derer in Osterode mit Stolpersteinen gedacht wird. Bereits am Mittwochmorgen putzten sie die 14 Steine in der Innenstadt – so wie jedes Jahr. Am Morgen beteiligten sich zudem Schülerinnen Schüler der Wartbergschule.

Bei der Veranstaltung kam ein parteiübergreifendes Bündnis zusammen: Neben dem Osteroder Bürgermeister Jens Augat von der SPD und seinem Parteifreund und frisch gewählten Landtagsabgeordneten Alexander Saade kamen auch der stellvertretende Göttinger Landrat Sebastian Bornmann von der CDU und der Grünen-Landtagsabgeordnete Michael Lühmann, außerdem Vertreter weiterer zivilgesellschaftlicher Gruppen und Gewerkschaften.

Am Mittwochmorgen wurden die Stolpersteine geputzt.
Am Mittwochmorgen wurden die Stolpersteine geputzt. © HK | Donata Künßberg

Lühmann begrüßte in seiner Rede das Engagement der Osteroder Bürgerinnen und Bürger und zeigte sich schockiert, dass die „Querdenker“ ausgerechnet an diesem Tag auf die Straße gehen wollten. Im vergangenen Winter hatte die Duderstädter Impfgegner-Ärztin Carola Javid-Kistel bei einer Versammlung jener Gruppierung in Herzberg den Holocaust geleugnet, wie erinnert wurde – auch vor diesem Hintergrund fand die Veranstaltung statt.

Auch Osterode ist damals betroffen

Bornmann schilderte in seiner Rede eindrücklich, wie in der Nacht der Novemberpogrome auch in Osterode Braununiformierte durch die Straßen zogen, ihre Nachbarn terrorisierten und jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Vernichtungslager deportierten. „Niemand von uns hat die Macht, das Unfassbare, aber doch Geschehene rückgängig zu machen“, so der stellvertretende Landrat. Aber sich dem künftig entgegenzustellen.

Erinnern heißt handeln, stand auf einem Transparent der Versammlung.