Osterode. Mitarbeiter der Osteroder Tafel: Jannik Föhrke aus Hattorf ist Direktkandidat für Die Linke im Wahlkreis 12 Göttingen/Harz.

Jung, sozial, politikbegeistert: So lässt sich in wenigen Worten Jannik Föhrke (21) aus Hattorf charakterisieren, der Direktkandidat für „Die Linke“ zur Landtagswahl für den Wahlkreis 12 (Göttingen/Harz). Den Menschen eine Stimme geben, die sonst selten gehört werden – das ist eines seiner Anliegen.

Wir treffen uns an einem Ort, der ihm besonders ans Herz gewachsen ist, im Gebäude der Osteroder Tafel. Nach dem Abitur mit 17 Jahren führte ihn der Zufall in die Einrichtung, wo er ein soziales Jahr absolvierte, eine wichtige Erfahrung: „Ich habe viel gelernt über das soziale Engagement und habe viele Bekanntschaften gemacht und Freundschaften geschlossen“, erzählt er. Innerparteilich ist man sich einig, in Deutschland ein verpflichtendes soziales Jahr einzuführen, um dem Nachwuchs Einblicke in wichtige Organisationen beispielsweise in der Pflege oder eben auch in den Tafeln zu ermöglichen.

Mitarbeit im Vorstand

Jannik Föhrke ist der Tafel treu geblieben und arbeitet inzwischen im Vorstand. Etwas für die Menschen bewegen, Hilfestellung leisten in schwierigen Zeiten, und auch die Tafel als Einrichtung unterstützen: So beschreibt er seine Motivation. „Die Hartz-IV-Gesetze waren ein großer Fehler“, bezieht er sich auf die wachsende Armut im Land, Menschen, die auf die Tafel angewiesen seien, würden kein würdevolles Leben führen. Sie seien frustriert und enttäuscht vom Establishment. Unternehmen dagegen machten selbst in der Krise hohe Gewinne: „Das ist der Nährboden für den Rechtspopulismus“, kritisiert der Student der Politikwissenschaften und Geografie die wachsende soziale Schieflage. Ja, die Tafeln könnten helfen, Folgen abzumildern, die Ursachen bekämpfen, das können sie nicht.

So fordern die Linken statt des Bürgergeldes eine Sanktionsfreie Mindestsicherung von 1.000 Euro. „Ich finde es bemerkenswert und gut, dass SPD und Grüne gemerkt haben, dass Hartz IV nicht richtig ist. Aber das reicht nicht aus.“

Sanktionen sind richtig

Gefragt nach der aktuellen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten Krise findet der junge Politiker deutliche Worte. „Die Sanktionen gegen Russland sind richtig, sollten aber nicht die Bevölkerung treffen. Waffenlieferungen in Kriegsgebiete lehnen wir ab, weil wir uns auf unsere historische Verantwortung besinnen“, erklärt er seine Position. Wenn Polen oder das Baltikum die Ukraine militärisch unterstützen, sei das als Akt präventiver Selbstverteidigung nachvollziehbar. Deutschland aber sollte auf Diplomatie setzen.

Probleme der Tafel

Natürlich sprechen wir auch über die Probleme, die die Tafeln aktuell umtreiben. So zum Beispiel über die wachsende Zahl an Kunden, die nicht mehr versorgt werden können: „Es ist bitter, aber wir mussten ein Aufnahmestopp verhängen.“ Seit letztem Jahr hat sich die Zahl der Bedürftigen verdoppelt. Geflüchtete aus der Ukraine, Rentnerinnen und Rentner und immer mehr Menschen aus der Mittelschicht, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, sind auf die Tafel angewiesen. Die Armut wächst, und die Dunkelziffer, so vermutet es der 21-Jährige, ist wesentlich höher, weil viele noch aus Scham zu Haus bleiben.

Doch die Lebensmittelspenden, die Supermärkte, Unternehmen, Kirchen und Privatpersonen leisten, reichen nicht mehr aus, zu viel werde auch in den Märkten weggeschmissen, Milch und Fleisch landeten wegen rechtlicher Bedenken im Abfallcontainer. Und die weitere Entwicklung ist nicht abzusehen. Jannik Föhrke appelliert dringend, die Tafeln noch stärker zu unterstützen, um der aktuellen Notlage irgendwie Herr zu werden.

Das gilt auch für die Helferinnen und Helfer, denn es fehlt an ehrenamtlichem Personal. „Wir suchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zuverlässig sind und mit Konstanz unsere Arbeit unterstützen.“ Bedarf besteht auch in der Vorstandsarbeit. Nach wie vor wirtschaftet die Osteroder Tafel ohne Vorsitzenden.

Präsent und aktiv

Angesprochen auf seine Chancen bei der Landtagswahl am 9. Oktober ist der Politik-Student Realist und sieht die Mitbewerber von SPD, CDU und Grünen beim Ringen um das Direktmandat im Vorteil. Auch wenn der Wahlkampf fair ablaufe, mache sich schon bemerkbar, dass Die Linke im Landtag nicht vertreten ist, es sei schwer, im Wahlkreis 12 Fuß zu fassen. So fielen Einladungen zu politischen Veranstaltungen für seine Partei spärlicher aus, als für die anderen. Föhrke nimmt das locker, wichtig für ihn sei, präsent und aktiv zu sein, und sein Bestes zu geben. „Ich habe viel gelernt in der Zeit und nehme für mich viel für die Zukunft mit.“

Und warum linke Politik? „Nur wir Linken setzen uns konsequent für die Interessen von Beschäftigten, Rentnerinnen und Rentnern, Erwerbslosen, sowie der Jugend ein. Wir wollen einen starken Sozialstaat, öffentliches Eigentum, den sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft, sowie öffentliche Investitionen in Schulen, in Klimaschutz, in bezahlbares Wohnen. Nur wenn wir Linken dabei sind, wird soziale Gerechtigkeit umgesetzt. Wir brauchen einen starken Ausbau des ÖPNV und die Förderung von Fußgänger- und Fahrradwegen“, fasst er abschließend einige Punkte zusammen, für die seine Partei steht.