Düna. 1784 befährt Johann Wolfgang von Goethe die Jettenhöhle bei Düna. Neueste Forschung? Mitnichten! Es handelt sich um unseren Aprilscherz.

Goethe in der Jettenhöhle? Das wäre wirklich eine Sensation gewesen für unsere Gipskarstlandschaft! In keiner der Gipshöhlen hatte es unseren Dichterfürsten verschlagen, leider. Zwar kam er am 10. August 1784 auf seiner dritten Harzreise auf der Hohen Straße wohl durch Düna, doch lag damals die Domäne mit dem Herrenhaus um einiges links der Route, die heute beidseitig bebaut ist.

Unser Aprilscherz 2022 zum Nachlesen:

Im Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar läuft seit 2019 das Projekt: „Unsortierte lose Blätter“. In einem bisher nicht zugeordneten Konvolut von Einzelblättern, wohl im Laufe der Jahrhunderte aus Akten und Schriften herausgefallen, fanden die Archivare ein Blatt, das offensichtlich zum „Geognostischen Tagebuch der Harzreise“, also Goethes 3. Harzreise gehörte: autographischer Text und eine beiliegende Zeichnung, vielleicht ein Kraus’sches Original, unverkennbar aber die Szene vor der Jettenhöhle aufweisend, rückseitig mit Gyps-Höhle beschriftet.

Stichworte beschreiben Route

Es enthält Stichworte in krakeliger Schrift, wie sie für die Fahrt in der ruckelnden Kutsche für ihn typisch waren: „Von Hertzberg, Aschen-Hütte, helle Gypsfelsen, Vorwerk Dühna, lustige Beredung mit Landleuten über große Erd- oder Zwergenhöhle, mit Krausen im Walde dorthin geführet, dreuende Erdlöcher am Wege, eindrucksvoller Höhlenschlund, Hut verloren, gewaltichtes Grottendunkel, lohse Felsenstücke am Boden, ohne Lichter tiefer vorzudrängen nicht getraut, flüchtige Zeichnung, draußen Regensturtz. Alter Wartthurm auf dem Wege nach Osterode.“

Ein ebenfalls aufgefundenes kleines Blatt mit einem „Gyps-Gedicht“ wird derzeit noch untersucht: Goethes Handschrift, Jetten- oder eine andere Höhle? Es war ja schon bekannt, dass Goethes Reisewagen schwer beladen, am 10. August 1784 zwischen Herzberg und Osterode über Düna auf der hohen Straße unterwegs war. Goethe verband diese Reise mit geologischen Beobachtungen, so war er am Morgen noch in der Einhornhöhle bei Scharzfeld, wo sein mitreisender Zeichner Georg Melchior Kraus zwei Ansichten fertigte. An einem anderen Tag war er in der Baumannshöhle. Da hatte es die Goetheforscher seit jeher irritiert, dass ihm auf seinem Weg bei Düna das Hainholz mit den Gipsfelsen, Erdfällen und der gewaltigen Jettenhöhle unbekannt geblieben sein sollte.

Höhle wieder freigeben

Nun konnte diese Lücke in der Goetheforschung freudig geschlossen werden. Mit Rücksicht auf die historische Bedeutung dieses Goethe-Besuches sollte man auch prüfen, den Besuch der Höhle in der Sommerzeit, wenn die Fledermäuse draußen sind, wieder freizugeben, um auf historischen Pfaden wandeln zu können.

Die Jettenhöhle gehört ja allen Menschen, für die das Hainholz – neben dem Grundeigentum der Forstgenossenschaft Schwiegershausen – auch ein Teil ihrer Heimat ist. Ob eine Bronzetafel im Eingang der Jettenhöhle den Goethe’schen Besuch verewigen kann? Darüber könnte in Zukunft trefflich diskutiert werden.

Der Nachlass Goethes wurde im Jahre 2001 von der UNESCO in das dokumentarische Erbe „Memory of the World“ aufgenommen. Ein spannungsvolles Aufgabenspektrum umfasst die Bewahrung, Aufarbeitung und auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem kostbaren Dokumentenerbe.

Bis zum Jahr 2025 sollen alle losen Blätter konserviert, zugeordnet und digitalisiert werden. Dann wird das hier beschriebene Blatt auch unter www.karstwanderweg.de eventuell zu sehen sein.