Osterode am Harz. In diesem Jahr gibt es keinen Marsch mit den Weihnachtssängern durch die Osteroder Innenstadt.

Michael Paetzold

Osterode. Dies ist der Tag den Gott gemacht, sein werd` in aller Welt gedacht. Ihn preise, was durch Jesus Christ, im Himmel und auf Erden ist: Mehr als 100 Jahre besteht nun schon die Tradition der Osteroder Weihnachtssänger, die am Heiligen Abend mit diesem alten Lied auf den Lippen durch die Innenstadt ziehen. Treffen dazu ist eigentlich um 22 Uhr auf dem Martin-Luther-Platz, bevor sie sich, begleitet von vielen Bürgerinnen und Bürgern, zu ihrem Marsch von Stadtkirche zu Stadtkirche in Bewegung setzen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wegen Corona bleibt es in der Stadt still, zum großen Bedauern der Osteroder, die diese alte Tradition besonders schätzen.

Zur Geschichte

Initiator des Weihnachtssingens war Pastor Friedrich Schünemann. Später setzte Pastor Johannes Schäfer diese gute Tradition fort.Natürlich ändern sich auch Bräuche und Traditionen. So wurde zu Beginn in allen Straßen der Altstadt und auch vor dem Krankenhaus gesungen. Die Absicht war, die frohe Botschaft der Weihnachtsnacht in die ganze Stadt zu tragen. Traditionell treffen sich die Weihnachtssänger auf dem Friedhof an der Begräbnisstätte von Pastor Schünemann. Von dort geht es dann zur St. Aegidienkirche, wo Bürgermeister Becker den Chor und die vielen Zuhörer begrüßen wird. Weiter geht es zur Marienkirche. Anschließend zieht die große Gruppe zur Schlosskirche, von dort weiter zum Kornmarkt unter dem Weihnachtsbaum. Dort wird der Chor verabschiedet.

In vielen Publikationen und Veröffentlichungen ist die Geschichte um die Osteroder Weihnachtssänger beschrieben worden, die nicht immer geradlinig verlief. So hatten die Osteroder Weihnachtssänger immer wieder auch mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Zum Glück fanden sich Männer und Frauen, die die alte Tradition aufrecht erhielten. Bleibt zu hoffen, dass die Weihnachtssänger 2021 wieder den heiligen Abend mit ihrer Präsenz und ihrem Gesang verzaubern können.

Wer singen möchte:

Dies ist der Tag, den Gott gemacht

Christian Fürchtegott Gellert[https://www.lieder-archiv.de/texte_von-christian_fuerchtegott_gellert-pid455.html] (1757)

Dies ist der Tag, den Gott gemacht,

sein werd in aller Welt gedacht;

ihn preise, was durch Jesus Christ

im Himmel und auf Erden ist.

Die Völker haben dein geharrt,

bis dass die Zeit erfüllet ward;

da sandte Gott von seinem Thron

das Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

Wenn ich dies Wunder fassen will,

so steht mein Geist vor Ehrfurcht still;

er betet an und er ermisst,

dass Gottes Lieb unendlich ist.

Damit der Sünder Gnad erhält,

erniedrigst du dich, Herr der Welt,

nimmst selbst an unsrer Menschheit teil,

erscheinst im Fleisch und wirst uns Heil.

Herr, der du Mensch geboren wirst,

Immanuel und Friedefürst,

auf den die Väter hoffend sahn,

dich, Gott Messias, bet' ich an.

Du, unser Heil und höchstes Gut,

vereinest dich mit Fleisch und Blut,

wirst unser Freund und Bruder hier,

und Gottes Kinder werden wir.

Durch Eines Sünde fiel die Welt,

ein Mittler ist's, der sie erhält.

Was zagt der Mensch, wenn der ihn schützt,

der in des Vaters Schoße sitzt?

Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt,

den Tag der heiligsten Geburt;

und Erde, die ihn heute sieht,

sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied!

Dies ist der Tag, den Gott gemacht,

sein werd in aller Welt gedacht;

ihn preise, was durch Jesus Christ

im Himmel und auf Erden ist.