Hannover. Die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Editha Westmann zeichnete elf Engagierte aus.

Der Preis „Angekommen!“ geht auf eine Initiative der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, Editha Westmann, MdL, zurück. Er würdigt das Engagement von jungen Spätaussiedlern, die sich für das gesamtgesellschaftliche Zusammenwachsen einsetzen. Gleichzeitig will der Preis junge Menschen motivieren, sich offen und aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, hat die Schirmherrschaft übernommen. Der Preis ist mit insgesamt 11.000 Euro dotiert, die die Preisträger in die Arbeit ihrer Organisationen einbringen werden.

Im Premierenjahr 2020 wurden elf Jugendliche und junge Erwachsene geehrt. Die Preisverleihung durch Editha Westmann fand im Fritz-Haake-Saal im Stadtteilzentrum Ricklingen statt. NDR-Moderator Jan Starkebaum moderierte die Veranstaltung, die auch im Livestream übertragen wurde. Nach einem persönlichen Videogrußwort von Minister Björn Thümler stellten prominente Laudatoren aus Niedersachsen die Preisträger vor. Kleine Videoporträts mit Einblicken in die Arbeit der Preisträger rundeten das Bild ab.

Alexander Piljuk aus Osterode ausgezeichnet

Zu den Preisträgern gehörte unter anderem auch der in Osterode aktive Alexander Piljuk. Alexander Piljuk wurde 2002 in Bad Gandersheim geboren. Er wächst zweisprachig – russisch und deutsch – mit einer jüngeren und einer älteren Schwester auf. Seine Eltern sind Spätaussiedler aus Kasachstan.

Laudatorin Helen Donath, Preisträger Alexander Piljuk gemeinsam mit seiner Mutter und NDR-Moderator Jan Starkebaum.
Laudatorin Helen Donath, Preisträger Alexander Piljuk gemeinsam mit seiner Mutter und NDR-Moderator Jan Starkebaum. © WWW.SCHEFFEN.DE | HENNING SCHEFFEN PHOTOGRAPHY

Seit der Geburt ist Alexander Piljuk blind. Seine Familie ist die wichtigste Stütze in seinem Leben. Sie bedeutet ihm alles, steht hinter ihm und ist immer für ihn da. Er ist stolz darauf, dass sich seine Eltern so gut in Deutschland integrieren konnten. „Besonders wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt“, sagt Piljuk auf die Frage, was er neuangekommenen Spätaussiedlern raten würde. Neben seiner Familie und der Ehrlichkeit zu anderen und sich selbst sind Zuverlässigkeit, Sicherheit, Vertrauen und Freundschaft die wichtigsten Werte in seinem Leben. Wenn der 17-Jährige nicht im Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover mit der Schule beschäftigt ist, geht er seinem größten Hobby nach: der Musik. Seit er drei Jahre alt ist, spielt er Keyboard, seit dem zehnten Lebensjahr Akkordeon und Melodica. Seine Leidenschaft gilt aktuell jedoch dem Saxofon, das er, wie das Klavier und das Akkordeon, täglich spielt.

Alexander Piljuk hat sich das Spiel auf seinen Instrumenten ohne Anleitung eines Lehrers nur nach Gehör selbst beigebracht. Seit Geburt fehlt ihm Feinmotorik an der rechten Hand, die sich durch das Spiel des Saxofons deutlich verbessert hat. Durch jahrelange Übung kann Alexander so auch die rechte Hand zum Klavierspiel einsetzen. Mit seinem außergewöhnlichen Gehör begleitet Alexander Piljuk ehrenamtlich den Chor „Klingenthal“ aus Osterode. Durch die musikalische Begleitung des Chors kann er nicht nur seine Freude am Musizieren ausleben, sondern auch Freundschaften knüpfen, die ihn beflügeln und prägen. Neben der Musik als stete Begleiterin wünscht sich Piljuk für die Zukunft Gesundheit für seine Familie – und ein Mundstück für sein Saxofon, das auch für klassische Musik geeignet ist. Alexander träumt davon, ein international bekannter Saxofonist zu werden. Die Laudatio auf Piljuk hielt Starsopranistin Helen Donath.

„Angekommen“ fordert auch zum Nachahmen auf. 2021 geht der Preis in die zweite Runde. Auch im Jahr des Landesjubiläums „75 Jahre Niedersachsen“ soll das Engagement jungen Menschen mit einem Spätaussiedlerhintergrund wieder geehrt werden.

Die Preisträger Viktor Grünwald als Vertreter für Florian Diener, Alexander Koop, Eugen Schmidt, Nikita Schimpf, Alexander Piljuk, Nicole Rudi, Valerie Cholodow, Alina Cernov, Amy Schumacher, Natalia Miller und Witali Bastian (von links).
Die Preisträger Viktor Grünwald als Vertreter für Florian Diener, Alexander Koop, Eugen Schmidt, Nikita Schimpf, Alexander Piljuk, Nicole Rudi, Valerie Cholodow, Alina Cernov, Amy Schumacher, Natalia Miller und Witali Bastian (von links). © WWW.SCHEFFEN.DE | HENNING SCHEFFEN PHOTOGRAPHY

Info: Die Preisträger

Alexander Koop, Freiwilligendienstler, ausgezeichnet für besonderes ehrenamtliches Engagement in der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld in Norden

Nicole Rudi, Konzertpianistin, ausgezeichnet für zahlreiche Benefizkonzerte der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

Alexander Piljuk, leidenschaftlicher Musiker, seit seiner Geburt blind, ausgezeichnet für ehrenamtliche musikalische Begleitung des Chors „Klingenthal“, Osterode

Nikita Schimpf, Trainer mehrerer Jugendgruppen, Verein Jugendwerk, ausgezeichnet für seinen besonderen Einsatz im Verein Jugendwerk in Wittmund

Tobias Diener, Student im Fachbereich Mediendesign, ausgezeichnet für seinen Einsatz in der Immanuel Gemeinde Wolfsburg, wo er junge Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenbringt und eine Plattform zur Entfaltung bietet

Natalia Miller, Leichtathletin, ausgezeichnet für die ehrenamtliche Leitung von Leichtathletik- und Fitness-Frauengruppen in Molbergen

Alina Cernov, Auszubildende zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, ausgezeichnet für ihren ehrenamtlichen Einsatz in der Deutsch-Russischen Gesellschaft Göttingen, wo sie unter anderem bei der Organisation von Sprachkursen, der Samstagsschule und der „Allianz für Menschen mit Demenz“ hilft

Eugen Schmidt, Wirtschaftsjurist, ausgezeichnet für seinen besonderen Einsatz beim Kinderschutzbund in Salzgitter

Amy Schumacher, Biologie-Studentin, ausgezeichnet für ihr besonderes Engagement bei der„Kinderhilfe Ukraine“ in Barsinghausen

Valerie Cholodow, Angestellte beim VW-Konzern in Wolfsburg, ausgezeichnet für ihren besonderen Einsatz für die Jugendorganisation der „Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“

Witali Bastian, Bürgermeister der Gemeinde Molbergen, ausgezeichnet für sein besonderes Engagement als „Brückenbauer“ in der Gemeinde Molbergen