Herzberg. Eine mit Geflügelpest infizierte tote Wildgans ist nahe Herzberg gefunden worden. Der Landkreis Göttingen ordnet zunächst keine Stallpflicht an.

Bei einer toten Wildgans, die am Rande der Stadt Herzberg gefunden wurde, ist am Montag das Virus der Geflügelpest nachgewiesen worden. Das teilte am Donnerstagmorgen der Landkreis Göttingen mit. Demnach war die an Vogelgrippe, auch Aviäre Influenza (AI) genannt, erkrankte Gans auf einem privaten Wohngrundstück ohne eigene Geflügelhaltung entdeckt worden.

Wie der Landkreis weiter mitteilt, wurde der Körper des verstorbenen Tieres nach der Meldung vom Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz abgeholt und an das Landesuntersuchungsinstitut des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) weitergegeben worden. „Das Ergebnis war positiv, es wurde das Geflügelpestvirus festgestellt“, so heißt es in der Landkreis-Mitteilung.

Geflügelpest in Herzberg: Keine Aufstallung angeordnet

Eine Stallpflicht für Geflügel ordnet der Landkreis dennoch zunächst nicht an, auch nicht in näherer Umgebung des Fundortes der verendeten Wildgans. Der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz hatte laut Mitteilung zuvor eine Risikoanalyse gemäß der Geflügelpest-Verordnung vorgenommen. „Nach derzeitiger Kenntnis ist das AI-Virus in der Wildvogel-Population weit verbreitet“, heißt es vonseiten des Landkreises.

Für die Halter von Geflügel wie Enten, Hühnern oder Gänsen würde ein Aufstallungsgebot erheblichen Mehraufwand und Konsequenzen auch auf die Zucht bedeuten. Derzeit, so erklärt es Uwe Merten, ehemaliger Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Osterode, sei man in der Hauptzuchtzeit, in der die Aufzucht der Jungtiere für den Herbst vorbereitet werde. „Viele Züchter lassen ihre Tiere auch derzeit noch draußen, weil es die Witterung zulässt.“ Würden jetzt Tiere auf engem Raum eingestallt, die sonst im Freien leben, würde sich das nachteilig auswirken. „Hühner zum Beispiel picken sich gegenseitig und ziehen Federn heraus.“ Manche Halter hätten zudem gar nicht die räumlichen Voraussetzungen dafür, Vollieren müssten überdacht werden, damit nicht Wildvogelkot hineinfallen kann. „Ich hoffe, die Stallpflicht geht an uns vorbei.“

Vogelgrippe-Ausbruch wäre „großer Schaden“ – Das sagen Halter

Die Stallpflicht wurde 2005 für Geflügel angeordnet, weil freilebende Wildvögel angeblich eine Infektion mit dem Influenza-A-Virus H5N1, der Erreger der Vogelgrippe, auf Zuchttiere übertragen können.

Jens Lohrengel, Vorsitzender des Geflügelzüchtervereins Osterode kündigt an, seine Mitglieder über das Auftreten der Vogelgrippe in Herzberg über Whatsapp zu unterrichten. Er wird seine Tiere umgehend einstallen, eine Empfehlung, die auch an seine Züchterkollegen geht. Lohrengel: „Wem nützt es, wenn wir hinterher ganze Bestände keulen müssen. Dann fällt ja auch die Nachzucht aus.“

Eine Wildgans, die bei Herzberg tot gefunden wurde, wurde positiv auf Vogelgrippe getestet (Symbolbild). „Ich hoffe, die Stallpflicht geht an uns vorbei“, sagt Uwe Merten, ehemaliger Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Osterode.
Eine Wildgans, die bei Herzberg tot gefunden wurde, wurde positiv auf Vogelgrippe getestet (Symbolbild). „Ich hoffe, die Stallpflicht geht an uns vorbei“, sagt Uwe Merten, ehemaliger Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Osterode. © dpa | Julian Stratenschulte

Auch Roberto Lübke von OH-Rassegeflügel aus Osterode kündigte an, seine Tiere auch ohne Pflicht zumindest am Donnerstag im Stall behalten zu wollen. „Ein Ausbruch bei uns wäre natürlich ein großer Schaden“, sagt der Züchter auf Nachfrage. „Da bleibt die Klappe heute vorsichtshalber erstmal zu.“ Rund 150 Tiere sind bei dem Züchter, der auch seltene Arten hält, davon betroffen.

Detlev Hensel aus Hattorf hält zusammen mit seiner Frau hunderte Legehennen in der Nähe des Hattorfer Segelflugplatzes. Aktuell stehen zwei Bauwagen als Quartiere für je 280 Tiere auf der Weide. Hensel war überrascht über die Nachricht des nachgewiesenen Vogelgrippe-Falls. Dennoch möchte er zunächst abwarten wie sich die Lage weiterentwickelt und welche Entscheidung dann seitens des Landkreises getroffen wird. „Wenn die Stallpflicht kommt, dann bleiben die Tiere drinnen“, sagt Hensel. Doch vorerst dürfen sie weiter ihren Auslauf nutzen.

Wildgans kam wohl durch Vogelzug nach Herzberg am Harz

Laut seiner Mitteilung geht der Landkreis davon aus, dass die infizierte Wildgans durch den Vogelzug nach Herzberg gelangt und dort verendet ist. Der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz beobachte die Situation weiter und aktualisiere erforderlichenfalls die Risikoanalyse. „Es wird gebeten, Totfunde von Wildvögeln, insbesondere von Wildgänsen, Wildenten und Schwänen (Wasservögel), auch von Greifvögeln, zu melden“, schreibt die Verwaltung.

Vogelgrippe- Schutzmaßnahmen

Wer kranke oder tote Wildvögel sieht, sollte entsprechend einer Information auf der Homepage des Landes Niedersachsen folgende Schutzmaßnahmen beachten:

  • Tote Vögel nicht anfassen
  • Kontakt von Hunden mit toten Vögeln verhindern
  • 48 Stunden nach Kontakt zu toten Vögeln keinen Geflügelstall betreten

Geflügelhalter seien aufgefordert, aber auch rechtlich verpflichtet, die Biosicherheitsmaßnahmen zu beachten und strikt zu befolgen. Dabei handelt es sich vor allem um Hygienemaßnahme, wie das Wechseln der Kleidung vor dem Betreten von Geflügelställen, wie einem Schaubild zu entnehmen ist, dass auf der Homepage des Landes Niedersachsen zur Verfügung gestellt wird. Dort gibt das Land auch Hobby-Geflügelhaltern und Jägern Informationen zum Umgang mit der Situation. „Für alle Geflügelhalter – insbesondere für Freilandhaltungen und Offenstallsysteme – ist es wichtig Vorsorge zu treffen, um ihre Geflügelbestände vor einem Eintrag des Virus der Aviären Influenza zu schützen“, informiert das Land.

„Dabei ist es von zentraler Bedeutung, zu verhindern, dass das Geflügel Kontakt zu Wildvögeln oder deren Ausscheidungen hat. Für ein schnelles Erkennen von Verdachtsfällen bei Geflügel ist eine erhöhte Wachsamkeit unerlässlich.“ Bei einem Anstieg von Geflügelverlusten oder deutlichen Veränderungen in der Legeleistung oder Gewichtszunahme hätten Halter unverzüglich Abklärungsuntersuchungen durch einen Tierarzt durchführen zu lassen. Dabei sei auch immer auf Influenza A-Viren der Subtypen H5 und H7 zu untersuchen. Zur frühen Erkennung von Geflügelpest wird in Niedersachsen seit vielen Jahren ein intensives Monitoring zum Vorkommen bei Wildvögeln und Geflügel durchgeführt.

Aktueller AI-Virus ist für Menschen ungefährlich

Für den Menschen sei die aktuelle AI-Virusvariante nach derzeitigem Kenntnisstand unterdessen ungefährlich, so heißt es.

Anders als zu früheren Zeiten habe die Geflügelpest in den Wildvögeln „übersommert“ und im vergangenen Sommerhalbjahr zahlreiche Ausbrüche bei gehaltenem Geflügel verursacht, auch in Niedersachsen. Im Rahmen von Untersuchungen seien vielfache Nachweise geführt worden. Eine steigende Tendenz sei dabei in den nördlichen Bundesländern, aber auch in Nordrhein-Westfalen, erkennbar. Es handele sich überwiegend um tot oder krank aufgefundene Wildgänse, Wildenten und Schwäne. In Niedersachsen besonders betroffen waren zuletzt aber vor allem die Nordseeinseln und die Küste, wo viele kranke oder tote Wildvögel beobachtet wurden.

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