„Nicht überall können Menschen in Frieden feiern. So bleibt die Pfingstbotschaft der Kirche hochaktuell.“

Jetzt ruckt es aber in der Gemeinde, alle Scheu der letzten Monate ist abgefallen, es wird gefeiert was das Zeug hält. Pfingsten ist zunächst ein hohes christliches Fest. Klar, der Termin ist traditionell etwas Besonderes, sieben Wochen nach Ostersonntag zum Abschluss der Osterzeit feiern die Christen das von Jesus Christus angekündigte Kommen des Heiligen Geistes.

Blasphemie wäre es zu sagen, er habe sich im Lauf der Zeit verflüchtigt, denn festliche Gottesdienste stehen weiterhin an, gut besucht von vielen Gläubigen auch vor dem Hintergrund galoppierenden Mitgliederschwunds. Gott sei dank! Dennoch hat sich Pfingsten verändert, ist schon längst weithin umgedeutet zu einer Zeit ausgelassener Feste, wenn auch oft mit christlicher Reminiszenz.

In diesem Jahr kommt es, nach coronabedingter Feierabstinenz, besonders Dicke. Ob in Herzberg, wo die Schützen traditionell ihr großes Schützenfest begehen, ob in Osterode, wo die Ritterschaft der Pankgrafen zum Sammeln bläst und die Osteroder Vasallenstadt unsicher macht: Es gibt überall kurzweilige Unterhaltung pur. Und natürlich die Dorster: 1.000 Jahre besteht das Dorf, die Feierlichkeiten dort am Sonntag können sich ebenso sehen lassen wie Veranstaltungen in Förste oder in Wulften und Bad Sachsa. Sie alle spiegeln unsere kulturelle Vielfalt.

Der Hunger, sich endlich wieder ohne große Auflagen treffen zu können, ist nur allzu verständlich unter den Menschen, endlich wieder Wärme, Sonne, Live-Musik im Freien und Freunde treffen. Genießen wir, dass wir wieder ausgelassen feiern könne und wertschätzen wir die Mühen, die sich die vielen Veranstalter überall im Altkreis Osterode in Monaten der Vorbereitung gegeben haben.

Nicht in jedem Land aber haben die Menschen das Glück, unbefangen ihre Feste und damit ihre Freizeit im Frieden zu gestalten, so zu feiern, wie es in einer pluralistischen Gesellschaft Usus ist, bunt, vielfältig, friedlich nebeneinander, am besten aber miteinander. So bleibt die Pfingstbotschaft der Kirche gerade jetzt hochaktuell: „Pfingsten nimmt unsere Klischees und Vorurteile aufs Korn, und je mehr der Geist weht und uns in der Seele erreicht, verwandelt er sie in Liebe“, deutet sie Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bei aller anstehenden Ausgelassenheit sollten wir uns auch darauf besinnen.

Ein kleiner Wermutstropfen indes bleibt erfahrungsgemäß, wenn sich die Aktivitäten in dieser Dichte ballen: Wer traditionell dem Ort des Geschehens verpflichtet ist, auf den ist als Besucher natürlich Verlass. Aber Gäste von außerhalb haben in den kommenden Tagen tatsächlich die Qual der Wahl, wem sie nun ihre Gunst schenken möchten. Man kann eben nicht auf jeder Hochzeit tanzen.