Die Gemeinde Walkenried muss sich für den Tourismus neu ausrichten. Das geht nur mit allen Orten gemeinsam, meint unser Redakteur.

Der Luftkurort ist tot, es lebe die Tourismusgemeinde. Zugegeben, was jetzt sehr martialisch klingt, ist am Ende die reine Wahrheit. Und auch wenn mancher das Verschwinden des Prädikates Luftkurort kritisch sieht, ist es für die gesamte Gemeinde – also Walkenried, Wieda und Zorge eine Chance, sich neu aufzustellen.

Mehr denn je ist dabei aber wichtig, dass die Menschen vor Ort auch als das agieren, was sie rein rechtlich sind: Eine Einheitsgemeinde. Es geht nicht darum, dass Zorge etwas verliert und Walkenried mit dem Kloster gewinnt. Der Tourismus im Südharz kann nur als Einheit funktionieren.

Und in diesem Zusammenhang sollte es auch keine Denkverbote geben, wie die Neuausrichtung aussehen darf. Ich denke da beispielsweise daran, dass die Museen einen Weg finden sollten, sich gemeinsam darzustellen. Denn bei allem Engagement und Tradition, ohne richtige Digitalisierung, ohne Wege junge Menschen für die Darstellung der eigenen Geschichte zu finden, ist das Ende leider vorprogrammiert.

Konkurrenz mit dem Harz

Es geht aber ebenso darum, dass Gastronomie, Handel, Vereine und Verbände Wege für bessere Kooperationen finden müssen, denn im Tourismus steht die Gemeinde Walkenried in Konkurrenz mit dem gesamten Harz.

Positiv ist dabei, dass gerade die Besitzer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern voran gehen und speziell die Corona-Pandemie genutzt haben, um ihre Objekte bestens aufzustellen. Das wird von den Gästen auch honoriert.

Insofern ist der Plan von Politik und Verwaltung, mit Hilfe des Harzer Tourismusverbandes und den Menschen vor Ort in Walkenried, Wieda und Zorge den Weg für die neue Tourismusgemeinde zu finden, absolut der richtige. Nur gemeinsam kann eine kleine Kommune es schaffen, sich in diesem umkämpften Markt zu behaupten bzw. zu positionieren.

Industrie nicht vergessen

Aber – und das finde ich auch wichtig: Niemand darf vergessen, dass der Tourismus nicht der Wirtschaftsmotor der Menschen ist. Niemand sollte die Industrie vor Ort vergessen, die auch mit massiven Problemen kämpfen. Denn egal wie sehr man sich bemüht, ein mögliches Aus eines Betriebes wie Harz Guss in Zorge wäre eine Katastrophe, von der sich die Gemeinde kaum erholen kann.

Mancher mag jetzt sicher wieder anführen, dass die Unternehmen vor Ort zu wenig Gewerbesteuer abführen. Aber darum geht es nicht: Es geht um bestens ausgebildete Industriearbeiter und den Erhalt von deren Jobs. Denn – und auch das mag mancher nicht gern hören – von den Löhnen der Industrie kann man im Tourismus nur träumen. Ebenso von den Steuern, die diese Arbeitsgruppen vor Ort entrichten.

Insofern: Der Neustart im Tourismus ist wichtig und auch eine Chance. Die Industrie vor Ort muss aber ebenso gehalten und gestärkt werden. Dann ist die Gemeinde Walkenried bestens gewappnet für die Chance.