Bad Sachsa. Ein Verein aus Bad Sachsa steht in Kontakt mit einer Klinik in Modrica – zuletzt per Videokonferenz.

In Bosnien hat der gemeinnützige Verein „Initiative für zurückgekehrte Flüchtlinge Bad Sachsa“ (IF) in Zusammenarbeit mit der psychiatrischen Klinik in Modrica weiterhin das Ziel, die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten von psychisch kranken Menschen zu verbessern. Ein erster Schritt ist die Verkürzung der stationären Behandlungsdauer, um mehr Patienten behandeln zu können. Dafür ist eine ambulant-stationäre Vernetzung eine wichtige Voraussetzung.

Bisher haben gegenseitige Klinikbesichtigungen und ein fachlicher Austausch stattgefunden. In Zusammenarbeit mit Prof. Philip Heiser, Chefarzt der kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik des Südharz-Klinikums Nordhausen, hat im November ein Austausch per Video stattgefunden, wie die Initiative aus Bad Sachsa mitteilt. Prof. Heiser hat über das gesetzlich vorgeschriebene Entlass-Management in deutschen psychiatrischen Kliniken referiert und das Projekt des Vereins in einem wichtigen Punkt – der Erarbeitung von konkreten Hilfsmöglichkeiten – weitergebracht. Sechs Mitarbeiter der psychiatrischen Klinik in Bosnien – vier Ärzte, eine Sozialarbeiterin und der stellvertretende Verwaltungsleiter – waren die Teilnehmer des Video-Austauschs.

Familien wie Aussätzige behandelt

Psychisch Kranke werden meist abgelehnt – da die Familien, die ein psychisch krankes Familienmitglied haben, ihrerseits sozial ausgegrenzt werden. „Sie werden im Alltagsleben vom sozialen Umfeld wie Aussätzige behandelt“, so die IF. Dazu komme, dass die Familien durch die Versorgung von Familienmitgliedern, die nicht zum Einkommen beitragen können, zwangsläufig in finanzielle Engpässe geraten. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Einkommen gering.

Viele chronisch psychisch Kranke in Bosnien (die meisten psychischen Krankheiten sind chronische Krankheiten) könnten dem Verein zufolge nicht aus der Klinik entlassen werden und bleiben bis zu ihrem Lebensende in der stationären Versorgung.

In Deutschland gebe es hingegen ein ambulantes Versorgungssystem: Im Rahmen eines betreuten Wohnens unterstützen fachlich qualifizierte Mitarbeiter die Kranken in ihrem häuslichen und sozialen Umfeld und beziehen Familienangehörige mit ein. Es erfolgen Qualifizierungsmaßnahmen zur Integration in das Arbeitsleben unter geschützten Bedingungen. Häufig helfen auch Selbsthilfegruppen dabei.

IF will finanziell unterstützen

Die Mitarbeiter der bosnischen Klinik wollen erste Schritte zur Umsetzung der ambulanten Nach-Behandlung ausarbeiten, wobei zunächst eine intensive Öffentlichkeitsarbeit geplant ist, um über psychische Krankheiten zu informieren und der Ausgrenzung entgegenzuwirken. In der ambulanten Versorgung ist die Ausbildung von Fachkräften erforderlich und es müssen Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden.

„Die Behandlung psychisch Kranker hat in der Politik, verständlicherweise aufgrund der bevölkerungsweiten Ablehnung der Betroffenen, keinen hohen Stellenwert“, so die IF weiter.

Der Verein „IF“ will diese ersten Schritte finanziell unterstützen. Im Vordergrund stehen eine finanzielle Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit und die Beschaffung eines Fahrzeuges, um die betroffenen Familien aufsuchen zu können.

Die Initiative für zurückgekehrte Flüchtlinge Bad Sachsa bittet um Spenden auf das Konto bei der Stadtsparkasse Bad Sachsa, BIC NOLADE21HZB, IBAN DE69263510150000013037. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt.