Walkenried. „Sieht schön aus, hat aber da oben nichts zu suchen“ – Am Westportal der Walkenrieder Kirchenruine fand eine besondere Kontrolle statt.

Es ist wahrhaft eine Aufgabe in luftiger Höhe: Oberpolier Holger Wipprecht von der Bauwerkssicherungs-Firma Bennert hat im Auftrag des Landkreises Göttingen und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz an der Walkenrieder Klosteranlage eine Kontrollbefahrung durchgeführt. Dabei zeigt er im Klostermauerwerk auf zart blühendes Zimbelkraut: „Sieht schön aus, hat aber da oben nichts zu suchen.“

Mit „da oben“ meint Holger Wipprecht die obere, mit Nässeschutz abgedichtete Mauerkrone auf dem gotischen Westportal der Walkenrieder Kirchenruine. Sie gehört wie die gesamte mittelalterliche Klosteranlage als ältester Teil mit zum Welterbe im Harz.

Kran ist Spezialanfertigung

Der Auto-Kran, eine Spezialanfertigung der Firma Bennert, hievt den Oberpolier an seinen Arbeitsplatz in 23 Meter Höhe – tolle Aussicht über Kloster und Ort inklusive.

„Die Befahrung dient der Zustandserfassung und eventuellen Wartungsarbeiten am Westportal“, sagt Oberpolier Wipprecht.

„Wichtig ist, da oben regelmäßig nach dem Rechten zu schauen, den Blitzschutz zu überprüfen, auf Risse und Mörtelausplatzungen zu kontrollieren, auch biologische Besiedlung zu entfernen.“

Mauern sind 800 Jahre alt

Und da kommt das schöne Zimbelkraut ins Spiel, das in der Sommerzeit überall in der gotischen Kirchenruine sich fast malerisch in die 800 Jahre alten Mauern fügt, auch so manchem romantischen Foto zum Motiv wird und eben auf der Mauerkrone des Westportals siedelt.

Holger Wipprecht zeigt auf die „Krautausbeute“ in seinem Eimer. „Oben war alles top in Ordnung, heute mussten wir uns nur als Steingärtner betätigen und das Kraut entfernen; die kleinen Würzelchen sind ja nicht das Problem, aber der Krautbewuchs, der Wind und Wetter standhält, zieht weitere biologische Besiedelungen nach sich“, erklärt er die Ergebnisse der Arbeit.

Wie eben das Zimbelkraut – ein wahres Mauerblümchen mit herzförmigen Blättern, über das im 19. Jahrhundert der Volksmärchensammler Ludwig Bechstein schrieb: „Niedliche Pflanze, du kleidest der alten Ruine Gemäuer, rankend hinab und hinauf blühest du einsam für dich.“