Bad Grund. Kulturgruppe der Zukunftsbergstadt Bad Grund über „Fleißige Handwerker“ klärt am Mundart-Nachmittag über alte Berufe und Begebenheiten im Harz auf.

Die Besucher des diesjährigen Harzer Mundartnachmittags in Bad Grund wurden mit einem reichhaltigen Programm an spannendem Hintergrundwissen beschenkt. Dabei ging es um Köhler, den „Schweinebraten“ oberhalb von Bad Grund, Schiefer, Klöppeln und Kuhglocken.

Léa Petra Lange von der Kulturgruppe der Zukunftsbergstadt Bad Grund übernahm die Begrüßung an dem Nachmittag, der mit dem Vortrag von Inge Schubert begann.

Alles über das alte Köhlerhandwerk

Schubert berichtete vom alten Köhlerhandwerk, dessen Tradition auch besonders in Bad Grund zu finden war. Die lange und oft auch beschwerliche Arbeit war mit vielen Arbeitsgängen verbunden, die genau beachtet werden mussten. Zahlreiche Baumbestände fielen dem Ganzen aber auch zum Opfer, sodass das Handwerk heute in dieser Form nicht mehr ausgeführt wird.

Spuren am „Schweinebraten“ zu finden

Spuren seien allerdings dennoch am bekannten Wanderziel, dem sogenannten „Schweinebraten“ - eine große Wegkreuzung nordöstlich von Bad Grund - zu finden. Dort steht die Köhlerhütte für die Geschichte der armen Köhlergesellen, die von einem festlichen Braten träumten, während sie die Meiler Tag und Nacht beaufsichtigen mussten. Ihnen wurde damals tatsächlich der Wunsch bald erfüllt, weil sich nämlich wie von Zauberhand ein Wildschwein in einer Kuhle fanden. Daraus bereiteten sie ein reiches Festmahl, von dem sie noch lange sprachen.

„Köhlerliesel“ zum Abschluss

Auch der oft vorkommende Name Klingebiel in Bad Grund und Umgebung zeuge von einem alten Köhlergeschlecht, so Schubert. Abgerundet wurde der Vortrag mit dem gemeinsamen Singen des Liedes vom „Köhlerliesel“.

Wie werden Schiefer hergestellt?

Günther Bock, Altdachdeckermeister aus Goslar, erschien in seiner prachtvollen Kluft, die er vorstellte, und berichtete von der Zunft des Schieferhandwerkes und seiner langen Erfahrung mit diesem Werkstoff, den man am Glockenberg und am Nordberg in Goslar einst entdeckte, und im Untertagebau freigelegt hatte. Mitgebrachte Exponate und Werkzeuge gaben gute Einblicke in die Bearbeitung des Schiefers. Auch dieses Handwerk hat eine lange Tradition im Harz, das in früheren Zeiten sehr beschwerlich sein konnte. Denn die Dächer mussten auch im Winter oft bei Eiseskälte belegt werden. Wer sich noch näher informieren möchte, kann dies im Advent im Rammelsberg tun.

Einblicke in das Klöppelhandwerk

Nach einer kurzen Pause bekamen die Besucher dann noch von Sabine Säbel einen Einblick in das wunderschöne, aber sehr komplizierte Klöppelhandwerk. Edle Spitzen werden zu Schals, Krägen, Tischdeko und sogar als Zierde für weihnachtliche Schwibbögen verarbeitet. Dazu werden Musterzeichnungen erstellt, geeignete Garne ausgewählt, Stecknadeln in Musterform auf die Bearbeitungsunterlage aufgebracht, um dann mit unzähligen Klöppeln die unterschiedlichsten Knoten zu erstellen, die am Ende zu einem wunderschönen Ganzen führen. Wer auch hier noch mehr Einblicke bekommen möchte, kann sich dies im Klöppelmuseum in Sankt Andreasberg erfüllen.

Das Klöppeln ist ein wunderschönes, aber auch aufwendige Handwerk.
Das Klöppeln ist ein wunderschönes, aber auch aufwendige Handwerk. © HK | Herma Niemann

Warum waren und sind Kuhglocken wichtig?

Das vierte Handwerk wurde von Wolfgang Hoffmann vorgestellt. Er berichtete, wie er einst zum Herstellen seiner besonderen Kuhglocken gekommen war. Als gelernter Schlosser habe er von Bauer Beuse in Wildemann irgendwann einmal die Anregung erhalten, für seine Kuhherde Glocken mit „echtem“ Klang herzustellen. Nach einigen Überlegungen stellte er sich dieser Herausforderung, besorgte sich Metall, einen Amboss und geeignetes Werkzeug und legte los. Er fand beim Bearbeiten des Metalls heraus, dass eine bestimmte Verdichtung des Materials dazu führte, diesen besonderen Klang bei den Glocken zu erzeugen. Aber nicht nur die Glockenherstellung sei für ihn eine Herausforderung gewesen, auch die Gestelle aus gebogenem Holz und die Lederbefestigungen für das Halten der Glocken, galt es zu erstellen. Die mitgebrachten Resultate dieser besonderen Arbeit zeugten davon, dass das Zusammenspiel der verschieden gestimmten Glocken zu einer besonderen Harmonie in einer Kuhherde führen kann. Auch wenn sich in heutiger Zeit einige Menschen von den Glockenklängen gestört fühlen, sei es ratsam, einmal über den Nutzen dieser Klänge auf den Wiesen nachdenken. „Auf diese Weise werden unter anderem verloren gegangene Tiere wiedergefunden“, betonte Hoffmann. Eine Fortsetzung der Vorstellung traditioneller Harzer Handwerkskunst und Tradition sollen folgen.