Gittelde. Mit Engagement im Feuerwehrwesen, Jugendarbeit und Wetterkunde: Hans-Peter Bolm aus Peine berichtet in Gittelde über das Wirken von Hermann Günther.

In Gittelde wirkte von 1946 bis 1954 ein Mann, der sich unter anderem um das Feuerwehrwesen sehr verdient gemacht hat. Die Rede ist von Hermann Günther, der in dieser Zeit nicht nur Rektor der örtlichen Volksschule, sondern auch Ortsbrandmeister war. Viel ist über sein Leben in den unterschiedlichen Archiven nicht zu finden. Aber Hans-Peter Bolm aus Peine, seines Zeichens selbst viele Jahre im aktiven Dienst der Feuerwehr des Kreisfeuerwehrverbandes Peine und leidenschaftlicher Sammler und Autor von allem, was mit dem Feuerwehrwesen zu tun hat, konnte einige Dinge, auch mit Hilfe des Enkels von Günther, recherchieren. Darüber berichtete er in der vergangenen Woche auf Einladung der Freiwilligen Feuerwehr in Gittelde.

Momentan ist Bolm auch dabei, eine Biografie über Günther zu schreiben. Wie Bolm sagte, ergaben sich die Beweggründe zum Schreiben dieser Biografie über einen verdienten Feuerwehrmann bei der Ausarbeitung zu den Chroniken 125 Jahre Kreisfeuerwehrband Peine im Jahr 2019 und der Chronik über 150 Jahre Braunschweigischer Feuerwehrverband im Jahr 2021. Immer wieder hätten sich während der Recherchen die Wege mit Hermann Günther gekreuzt. Parallelen zu seinem eigenen Rektor waren auch vorhanden. „Und die Neugier war geweckt“, so Bolm.

Die Biografie soll das Leben von Hermann Günther erzählen, der seine Literarischen Tätigkeiten in den Fachgebieten Heimatkunde/Heimatgeschichte, Pädagogik, Jugendarbeit, Wetterkunde und Feuerwehr weit über 70 Jahre nicht nur dem Braunschweigischen Feuerwehrverband sowie den Freiwilligen Feuerwehren Gittelde, Oker, Goslar und dem Landkreis Goslar gewidmet hat. Seine Wurzeln, die ihm die Braunschweiger Feuerwehren zu verdanken hat, wuchsen ebenfalls weiter. Die drei Säulen seines aktiven Lebens waren aber die Schwerpunkte Schuldienst, Wetterdienst und Feuerwehrdienst.

Schon als Achtjähriger Interesse an Feuerwehr

Günther interessierte sich bereits als Achtjähriger für die Feuerwehr. „Kaum ein Alarmsignal auslassend, verfolgte er mit seinem Rad die Fahrzeuge, um die Arbeit der Männer in ihren Uniformen zu beobachten“, so Bolm.

Als ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Gründung von Freiwilligen Feuerwehren vorangetrieben wurde, war ebenfalls der Ruf nach Zusammenschlüssen der Feuerwehren zu Verbänden zu hören. Getreu dem Motto „Einigkeit macht stark“ waren zum Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur die Freiwilligen Feuerwehren auf dem Vormarsch. Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in allen seinen Teilen war die Intension der ersten Stunde. Dies bewog die Kreisbranddirektoren im Braunschweigischen Feuerwehrverband (BFV), die Tätigkeiten, Erfolge und Misserfolge auf dem Gebiet des Feuerlöschwesens von Anfang an für die Nachwelt schriftlich festzuhalten.

Der stellvertretende Ortsbrandmeister, Denis Starfinger (links), mit Hans-Peter Bolm, der über das Leben von Hermann Günther im Feuerwehrgerätehaus in Gittelde berichtete.
Der stellvertretende Ortsbrandmeister, Denis Starfinger (links), mit Hans-Peter Bolm, der über das Leben von Hermann Günther im Feuerwehrgerätehaus in Gittelde berichtete. © HK | Herma Niemann/

Hermann Günther als Feuerwehrmann in der 1. Kompanie der Turnerfeuerwehr, hat diese Aufgabe bereits ab 1932 in hervorragender Weise unter Federführung des Stadtbranddirektors Fritz Lehmann fortgeführt und somit die Feuerwehrgeschichte des BFV in vielen Ausarbeitungen, Veröffentlichungen und Chroniken festgehalten. Für Bolm ist wichtig, Geschehenes literarisch aufzuarbeiten und als historische Hinterlassenschaft der Nachwelt zu erhalten.

Zur Person von Hermann Günther: Er wurde am 6. Juli 1912 in Braunschweig geboren. Hier verlebte er nicht nur seine Kindheit. Von 1919 bis 1922 besuchte er die Bürgerschule in der Sophienstraße, ab 1922 bis 1926 dann die Knaben-Mittelschule Braunschweig. In den Jahren danach studierte Günther für das Lehramt. 1935 und 1936 erwarb er jeweils die Zeugnisse zur Lehrbefähigung für Volks- und Mittelschulen.

Am 2. Juli 1936 erhielt er seine Berufung in das Beamtenverhältnis. Sein Arbeitgeber wurde die Grund- und Hauptschule auf der Wolfenbütteler Straße in Unter-Oker. Die Schulamtsprüfung absolvierte er am 1. Juli 1938. Sein Berufsstand: Rektor. Am 12. Oktober 1939 heiratete Hermann Günther. Zwei Töchter und ein Sohn vergrößerten in den folgenden Jahren die Familie.

Acht Jahre Rektor in Gittelde und Gemeindebrandmeister

„Das, was Hermann Günther geleistet hat, findet man nicht oft“, so Bolm. Hermann Günther war insgesamt acht Jahre in Gittelde als Rektor an der Volksschule und als Gemeindebrandmeister bei der Gittelder Freiwilligen Feuerwehr tätig. Für den damals 32-Jährigen waren es herausfordernde Aufgaben in einer schwierigen Zeit.

Hermann Günther im Jahr 1923.
Hermann Günther im Jahr 1923. © Archiv Bolm

Als er seinen Dienst in Gittelde antrat, war er gefordert, gemeinsam mit dem legendären Lehrer Otto Dörge den Anfang 1945 eingestellten Schulunterricht wieder aufzunehmen. Die Aufgabe der beiden Lehrer war es, 301 Kinder in sieben Klassen unter schwierigsten Bedingungen zu unterrichten. Allerdings konnte innerhalb der folgenden zwei Jahre die Lehrerschaft erhöht werden. Hermann Günther schaffte es, als Rektor – unter Mitwirkung des Elternvorstandes, der Lehrerschaft und der Verwaltung – die Schule durch diese schwierige Zeit zu führen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass in Gittelde die Hoover-Schulspeisung eingeführt wurde, kostengünstige Jugendherbergs-Freizeiten und damals unbekannte Arbeitsgemeinschaften wie Gartenbau, Theater und Volkstanz angeboten wurden.

Mit Begeisterung war Hermann Günther aber auch ehrenamtlich in der Gittelder Feuerwehr tätig. Seine jugendliche Begeisterung, die Ausbildung an der Technischen Hochschule Braunschweig und die Zeit bei der Feuerschutzpolizei wirken hier nach.

Sichere Löschwasserversorgung im Brandfall

So war es seine herausragendste Aufgabe, bei der bereits 1948 begonnen Erneuerung der Gittelder Wasserleitung mitzuwirken und diese auch auf eine sichere Löschwasserversorgung in einem Brandfalle auszurichten, die zu der Zeit als „katastrophal“ bezeichnet wurde. Es entstand unter seiner Mitwirkung eine Ringleitung im Dorf, die es ermöglichte, durch Einbau von Schiebern, Unter- und Überhydranten das Löschwasser in einem Brandfalle schnell an die richtigen Hydranten zu leiten. In diesem Zusammenhang wurde auch der Schülerteich saniert und zu einer Reserve-Feuerlöschwasserstelle mit 1.200 Kubikmetern ausgebaut.

Günther ist zu verdanken, dass der Schülerteich in Gittelde saniert und zu einer Reserve-Feuerlöschwasserstelle ausgebaut wurde.
Günther ist zu verdanken, dass der Schülerteich in Gittelde saniert und zu einer Reserve-Feuerlöschwasserstelle ausgebaut wurde. © HK | Herma Niemann

Dank Günther schaffte die Gemeinde Gittelde 1952 ein neues Löschgruppenfahrzeug (Typ LF8 von Ford) an. Dieses Fahrzeug war bis 1970 im Einsatz. Die besondere persönliche Aufgabe von Hermann Günther war es als Gemeindebrandmeister, neue Mitglieder aus allen Bevölkerungskreisen als aktive Feuerwehrmänner anzuwerben. Dadurch konnte stets die vorgegebenen Einsatzstärke eingehalten werden.

Dank Günther: Harz heute bei der Brandbekämpfung weit vorne

Viele Jahre war er außerdem in einigen überörtlichen Gremien im Bereich Feuerwehr- und Katastrophenschutz ehrenamtlich tätig. Außerdem betreute er von 1945 bis 1976 Wetterstationen als Wetterkundler. Und, Günther sei es auch zu verdanken, dass durch eine bessere Wasserversorgung der Harz heute bei der Brandbekämpfung weit vorne stehe.

1954 wurde Günther nach Oker versetzt. Nachfolger bei der Feuerwehr wurde Brandmeister August Zenker und bei der Volksschule Rektor Hans Fischer. „Er hatte Ecken und Kanten und hatte Ziele vor Augen. Schön, dass Ihr den Kameraden Günther in Ehren haltet“, so Bolm zu den Teilnehmern.