Göttingen. Göttinger Symphonieorchester startet Umfrage: Schnelltests könnten bei einer Rückkehr zum Konzertbetrieb nötiges Vertrauen schaffen.

Die Corona-Pandemie führt noch immer dazu, dass das Göttinger Symphonieorchester (GSO) wie auch alle anderen Kultureinrichtungen Göttingens und in weiten Teilen der Bundesrepublik nicht vor Publikum spielen dürfen. Doch irgendwann kann wieder geöffnet werden – und für diesen Fall hat das GSO eine Umfrage gestartet, die das regionale Publikum zu ihrem Nutzungsverhalten sowie zu den von ihm präferierten Maßnahmen bei einem Neustart in der Kultur befragt. Das Resultat ist eindeutig: Das Publikum will zurück in den Konzertsaal – aber, wenn möglich, mit ausreichend Schnelltests und den gängigen Hygienestandards der bekannten Hygienekonzepte.

Wenngleich die Umfrage nur als reines Stimmungsbarometer angelegt war und keine im empirischen Sinne gültige Repräsentativität angestrebt wurde, lässt die hohe Teilnehmerzahl von knapp 900 – fast 700 davon aus Stadt und Landkreis – doch klare Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zu. Angesprochen wurden die potenziellen Teilnehmer über die Social Media Kanäle des Orchesters sowie direkt über die eigene Kundendatei. Unter den Teilnehmern waren Personen aus allen Altersklassen von unter 18 bis über 80, wobei die Gruppe der 41 bis 70-jährigen mit mehr als 50 Prozent der Teilnehmer die Mehrheit darstellt. Die meisten Teilnehmer wurden in der Gruppe zwischen 51 und 60 Jahren erreicht. Fast 2/3 der Teilnehmer durch alle Altersklassen nutzen das momentane Online-Konzertangebot des GSO.

Auch Ältere nutzen Online-Angebot

Entgegen einer häufig vorherrschenden Falschannahme, dass ältere Mitmenschen nicht mit den Online-Angeboten zurechtkommen und diese daher nicht nutzen, gaben 76 Prozent (32 von 42) der Teilnehmer über 80 Jahre an, die Online-Angebote des GSO zu nutzen. 161 der Befragten sind Abonnenten des Orchesters, etwas mehr als 50 Prozent (468) sind mit mehr als zwei Konzertbesuchen pro Saison regelmäßige Konzertbesucher. 231 gaben an, nur einmal pro Saison Konzerte des GSO zu besuchen, 27 waren noch nie bei einem der Konzerte des Orchesters.

Besonderen Aufschluss nicht nur zur Corona-Situation, sondern nebenbei auch zur Parkplatzdiskussion auf dem Albaniplatz neben der Stadthalle gaben die Antworten bei der Frage nach der Art der Anreise: 62 Prozent der Teilnehmer (556) kommen mit dem eigenen Pkw zu den Konzerten, 163 mit dem Fahrrad, nur 83 zu Fuß.

So traurig dieses Ergebnis im Sinne der Klimabilanz ist, so wichtig ist es doch im Hinblick auf Corona, da die Konzertbesucher eben doch vornehmlich individuell und ohne größere Kontakte mit anderen Mitmenschen zu den Konzerten des GSO kommen.

Für den Fall, dass eine relativ stabile Entspannungslage in Göttingen im Hinblick auf niedrige Corona-Zahlen erreicht werden könne, würden mit einer Gesamtanzahl von 570 Teilnehmern knapp 64 Prozent ohne größere Zweifel wieder ein Konzert des GSO besuchen, 20 Prozent sind sich dabei nicht sicher und knapp 16 Prozent halten einen Konzertbesuch in dem Fall für unwahrscheinlich. Grundvoraussetzung für den Konzertbesuch sind für die meisten der Befragten die gültigen Hygienevorschriften sowie die Datenerfassung der Zuschauer in Kombination mit Schnelltests vor dem Konzertbesuch oder alternativ die eigenen Impfung.

Zahlen für Fortbestand des GSO

Trotz behördlich angeordneter reduzierter Orchestergröße in kleineren Veranstaltungsräumen wie der Aula am Wilhelmplatz oder dem Deutschen Theater wären rund 61 Prozent sicher bereit, den sonst üblichen Vollpreis für ein Ticket zu bezahlen, gut 20 Prozent sind sich nicht sicher, knapp 17 Prozent wären nicht bereit dazu. Als Hauptgrund für eine hohe Zahlungsbereitschaft für Konzerte zu Corona-Bedingungen wurde vornehmlich die Attraktivität des Programms angegeben, aber auch die Transparenz für den höheren Preis und somit die ökonomische Dringlichkeit für den Fortbestand des Orchesters und die Möglichkeit, überhaupt ein Konzert durchführen zu können.

Auf die Frage hin, wie sich die Teilnehmer den Kulturbetrieb nach Corona vorstellen, wurde von vielen gewünscht, möglichst wieder zu einer Normalität zurückzufinden, die der vor Corona gleicht. Die Skepsis dieser Vorstellung gegenüber wurde aber gleichermaßen häufig geäußert. Die vielen Hinweise auf eine Art Hybrid-Betrieb aus Live- und Online-Konzerten zeigt nicht nur deutlich, dass das Angebot des GSO fantastisch von seinem Publikum angenommen wird, sondern auch, dass die Kulturbetriebe sicher vor einer großen Veränderung stehen, was die Zugänglichkeit der Konzertangebote vor allem auch bei älterem Publikum mit eingeschränkter Mobilität beispielsweise auch über bezahlbare Online-Kanäle betrifft. kic