Osterode. Ministerpräsident Stephan Weil und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf haben die Preisträger bekannt gegeben.

Ministerpräsident Stephan Weil und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf haben am Dienstag die Preisträger des Niedersächsischen Integrationspreises 2020 bekannt gegeben. Der Integrationspreis wird bereits zum elften Mal vergeben. Das diesjährige Motto lautet „Integration durch Musik, Kunst und Kultur“. Der Preis ist mit insgesamt 24.000 Euro (vier mal 6.000 Euro) dotiert. Das Bündnis „Niedersachsen packt an“ zeichnet einen Bewerber mit einem Sonderpreis aus und unterstützt dessen Engagement ebenfalls mit einem Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro.

Auch in diesem Jahr war die Zahl der Bewerbungen hoch. Aus knapp 170 Bewerbungen und Vorschlägen hat die Jury unter dem Vorsitz von Schröder-Köpf das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft Osnabrück, das Boat People Projekt Göttingen, IKJA Hannover und den iChor des Kirchenkreises Harzer Land Osterode ausgewählt. Beim Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen packt an“ entschied sich die Jury für Teatro Regio aus Northeim.

Der Wettbewerb

Mit dem Wettbewerb möchte das Land Niedersachsen nachhaltige Projekte und engagierte Menschen auszeichnen, die sich in besonderer Weise im Integrationsprozess mit Initiativen in den Bereichen Musik, Kunst und Kultur hervorheben und zur Teilhabe am Gemeinwesen von Menschen mit verschiedenen sprachlichen, ethnischen, religiösen und kulturellen Wurzeln beitragen. „Gute Ansätze und vorbildliche Aktivitäten sowie neue, innovative und nachhaltige Ideen zur Integration von Zugewanderten sollen stärker bekannt gemacht werden. Gleichzeitig sollen sie zur Nachahmung animieren und zur Entwicklung neuer Ideen und Projekte ermuntern“, heißt es vonseiten der Landesregierung.

Der Integrationspreis ist eng verbunden mit der Arbeit des Bündnisses „Niedersachsen packt an“. Neben dem Spracherwerb sind es gerade Musik, Kunst und Kultur, die Menschen zusammenbringen und verbinden. Gerade für Zugewanderte sei es wichtig, sich in kulturelle Projekte und Initiativen mit eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen zu können. „Gemeinsames Musizieren oder Theaterspielen fördert das Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen“, erklärt die Regierung weiter.

Die Preisträger aus der Region

Die evangelische Jugend des Kirchenkreises Harzer Land hat gemeinsam mit der Flüchtlingssozialarbeiterin des Diakonischen Werkes Harzer Land sowie des Jugendzentrums Bad Sachsa im Februar 2018 einen internationalen Chor initiiert, den iChor. Die jugendlichen Geflüchteten sowie die einheimischen Jugendlichen sollen durch den Zugang Singen und Musik Gemeinsamkeiten entdecken und ihre Lebenswelten miteinander verknüpfen.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund stammen aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, Irak, Iran oder Griechenland. Ein Schwerpunkt des Konzeptes ist es, dass die Jugendlichen sich mit deutschen Texten des aktuellen Rock/Pop-Genres auseinandersetzen. Der iChor entwickelte sich aus einem Projekt, das an Musik interessierte, junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringen wollte. Inzwischen kann er auf viele Auftritte bei unterschiedlichen Events zurückblicken.

„Im Namen des gesamten Teams kann ich nur sagen, dass wir damit nicht gerechnet haben, da so viele tolle Projekte zur Wahl standen“, erklärt Flüchtlingssozialarbeiterin Dana Pruss. Sie ergänzt: „Es zeigt jedoch, was wir uns da als Gruppe aufgebaut haben und was für eine wichtige Arbeit wir mit dem iChor leisten. Wir sind stolz darauf, dass die Jury das erkannt hat.“

Seit 2009 arbeitet das Boat People Projekt als freies Theater in verschiedenen Konstellationen schwerpunktmäßig zum Thema Flucht und Migration. Bei den Schauspiel- und Musikproduktionen wird mit professionellen Künstlern zusammengearbeitet, die oftmals in ihrem Herkunftsland ihrer Arbeit aus zumeist politischen Gründen nicht mehr nachgehen können. Die soziokulturellen Theater-Projekte richten sich an Geflüchtete wie Einheimische. Interessierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden eingeladen, sich an künstlerischen Projekten zu beteiligen. Begegnung jenseits von Sprachbarrieren, Herkunft, Milieu und Gender sind durch ein gemeinsames aktives Kunsterlebnis leichter möglich und können nachhaltiger wirken. Die Teilnahme ist kostenfrei. Aktuell findet zum Beispiel ein Kindertheaterprojekt zum Thema Zukunft statt. In der Schreibwerkstatt treffen sich Erwachsene aus vier Herkunftsländern und verfassen Texte zum Thema Gesellschaft und Einsamkeit. Letztes Jahr wurde ein Tanztheaterprojekt zum Thema Digitalisierung mit Jugendlichen aus Deutschland, Rumänien, Syrien und Afghanistan durchgeführt.

„Moringer Bürgertheater interkulturell“: Das Projekt ist eine Kooperation von Teatro Regio Northeim mit der Flüchtlingshilfe und mehr Moringen, der Stadt Moringen, der Kooperativen Gesamtschule Moringen und der Stille Hunde Theaterproduktionen, eingebettet in ein breites Netzwerk von ehrenamtlich Tätigen anderer Vereine, Bildungseinrichtungen sowie der Evangelischen Kirchengemeinde Leine-Weper. Seit 2016 inszenieren etwa 30 Moringer Bürger, davon etwa Eindrittel Geflüchtete, jährlich eine Theaterproduktion und stellen sie der Öffentlichkeit vor. Ziel dieses Projektes war und ist es, geflüchtete Menschen (Neubürger der Stadt Moringen und des Landkreises Northeim) und Moringer Bürger mit und ohne Migrationshintergrund zusammenzubringen.