Benneckenstein. Kulturrevier plant einen einzigartigen Theaternatur Festivalsommer 2017 – das Motto lautet „Verhext“.

Der Künstlerische Leiter des Theaternatur-Festivals, Janek Liebetruth, präsentierte jetzt zusammen mit ausgewählten lokalen Unterstützern und Partnern wie Bürgermeister Frank Damsch (Stadt Oberharz am Brocken), Carola Schmidt (Harzer Tourismusverband) und Frank Uhlenhaut (Ein Harz GmbH) im traditionsreichen Rathaus von Benneckenstein den Spielplan für die Festivalsaison 2017.

Unter dem diesjährigen Motto Verhext zeigt das Kulturrevier Harz wieder eine gehaltvolle Mischung aus Klassikern, zeitgenössischer Dramatik, Film, Musik und Tanz sowie Theater für junges Publikum. Liebetruth verspricht für das Festival vom 4. bis 15. August – mit insgesamt zwölf Tagen also zwei Tage länger als in den vergangenen Jahren – wieder „spannende und anregende Theatermomente für jedermann mit national und international bekannten Künstlern“.

Der Glaube an Hexerei

Der Glaube an Hexerei gehört zu den ältesten Vorstellungen der Menschen. Gerade im Harz ist er mit den Walpurgisnächten und der Brocken-Mythologie kulturgeschichtlich fest verwurzelt.

Unter dem Motto Verhext wird das diesjährige Programm des Theaternatur eine spannende, theatrale Erzählwelt öffnen – denn die Kehrseite dieses heute so beliebten Wahrzeichens der „Brockenhexe“ ist die Geschichte. „Der Harz gilt als Zentrum der Hexenverfolgungen in Mitteldeutschland.“ erklärt Liebetruth. „Zur Lösung sozialer Konflikte kam es nicht selten zu Anschuldigungen und Verleumdungen. Vor allem nach Missernten und Krankheitsepidemien kam es zu schweren Anschuldigungen gegen unliebsame Menschen, und es wurden Hexenverfolgungen initiiert.“ Es wurden hier in der Fachwissenschaft etwa 2 500 Hexenverbrennungen gezählt. Allein auf dem Schloss von Wernigerode verloren zwischen 1462 und 1609 mindestens 24 Personen im Zuge einer Anklage wegen Hexerei ihr Leben.

Im dritten Jahr seines Bestehens wird sich das Festival daher unter dem Motto Verhext sowohl mit der soziokulturellen Figur der Hexe in den vielfältigen Darstellungsformen der Film- und Theaterwelt beschäftigen, als auch die Möglichkeit der Übertragung in Themen und Diskurse unserer Zeit ausloten.

Die Stückauswahl

Neben der bereits angekündigten Uraufführung des ersten Bandes der „Im Schatten der Hexen-Saga“ der Halberstädter Autorin Kathrin R. Hotowetz am 4. August, wird Festivalleiter und Regisseur Liebetruth einen Abend später das Stück Hexenjagd von Arthur Millers zur Premiere bringen. Wie bereits bei Schillers „Die Räuber“ im Vorjahr wird der in Benneckenstein aufgewachsene Regisseur damit einen Bogenschlag zur Gegenwart schaffen.

Miller schrieb sein Stück „Hexenjagd“ im Jahr 1953 als Allegorie auf die Geschehnisse seiner Zeit, nämlich die von der Regierung angeordnete Jagd auf vermeintliche Kommunisten in den USA – und nutzt als Basis für sein Stück eine authentische Begebenheit, um über das Thema der die Denunziation und Diskriminierung von Randgruppen aus Angst zu schreiben. Das Stück selber schildert eine historische Begebenheit aus den Anfangsjahren der US-amerikanischen Geschichte: In der Stadt Salem im heutigen Massachusetts kam es 1692 zu einer Jagd auf vermeintliche Hexen.

Ballettgala

Darüber hinaus wird es wieder eine Ballettgala namens Hextett am 6. August inklusive einer Uraufführung des Basler Solisten und Choreographen Jorge Garcia Perez geben, dessen tänzerisches Genie die Besucher bereits vor zwei Jahren beim Theatersommerfest 2014 auf der Waldbühne Benneckenstein erleben durften.

Als fast krönender Abschluss am 13. August ist es dem Festivalteam gelungen, das berühmte Staatsorchester Braunschweig zu einem erst- und einmaligen Auftritt auf die Open-Air Bühne im Dreiländereck zu bewegen. Das Konzert Hexen-Werke wird einige musikalische Überraschungen bereithalten.

Im weiteren Programm findet sich das Puppenspiel „Die kleine Hexe“ der Berliner Kompanie Handmaids für das jüngere Publikum sowie diverse Kinovorstellungen, so wird auch die gesamte „Spuk unterm Riesenrad“-Serie gezeigt. Regisseur Günter Meyer wird zu einem Kennenlernen erwartet.