Osterode. Pastor Dr. Heiner Wajemann referierte im Rahmen der Ausstellung „Religramme“ zum tibetischen Buddhismus.

Die „Religramme“, die derzeit im Rahmen einer Wanderausstellung in Osterodes Kurt-Schröder-Halle zu sehen sind (wir berichteten), bieten sehr individuelle Einblicke in Glaubensüberzeugungen. Die Veranstaltungen im Programm der Ausstellung vertiefen diese noch und informieren sehr lebensnah über religiöse Strömungen, zu denen es sonst vielleicht eher wenig Berührungspunkte gibt.

So brachte Dr. Heiner Wajemann, Hochschulpastor in Clausthal-Zellerfeld, den Zuhörern gleich im ersten Vortrag den tibetischen Buddhismus nahe.

„Naja, die 68er eben“, begründet er im Vorfeld lachend, wie er überhaupt zu diesem Fachgebiet kam. Später erläutert er dann, er sei selbst bis zu seinem 19. Lebensjahr Buddhist gewesen, habe sich dann aber dem Christentum zugewandt und sich erst nach einem Besuch des Dalai Lamas in seiner Heimat in der Lüneburger Heide wieder mit diesem Thema beschäftigt.

Heiliger Berg

Das führte ihn ins Hochland von Tibet, nach Lhasa und an den Kailash, den heiligen Berg der Tibeter. Dieser ist bis heute unbestiegen, da es verboten ist. Doch ihn zu umrunden gehört zum Heiligsten, was ein tibetischer Buddhist in seinem Leben machen sollte. Und das nicht nur einmal, sondern 108 Mal. „In einer Höhe von ungefähr 4 500 Metern und bei der dünnen Luft dort, können sie damit der Weltenseele schon ziemlich nahe kommen“, erläuterte Wajemann augenzwinkernd.

Doch auch, wenn sein Vortrag gelegentlich von ironischen Bemerkungen aufgelockert war, zeichnete er sich vor allem durch umfassendes Faktenwissen aus, für das ein Abend im Grunde nicht ausreichte.

Der Theologe sprach über das Mantra „Om Mani Padme Hum“, das auf die Achtsamkeit sich selbst und der Welt gegenüber anspielt, über den Potala-Palast, der einst als Residenz des Dalai Lamas erbaut wurde und im Zuge des Konfliktes mit China heute kaum mehr als eine touristisch genutzte Fassade darstellt.

Strömungen des Buddhismus

Wajemann sprach auch über Bestattungsformen, von denen die am meisten verbreitete die Luftbestattung ist, bei der die Verstorbenen wie bei den Parsen in Indien Geiern überlassen werden. „Ja, das ist schon ’was Abgedrehtes, was Sie sich hier heute gönnen“, stellte Wajemann zwischendurch fest.

Am meisten überraschte viele Zuhörer, dass auch der Buddhismus keinesfalls einheitlich ist, sondern sich in unterschiedliche Strömungen aufspaltet. Da ist zunächst der Hinyana-Buddhismus, der laut Wajemann nur das Heil und die Erlösungen des einzelnen Gläubigen im Blick hat. Diese Form ist vor allem in den Ländern Südostasiens vorherrschend.

Im Mahayana-Buddhismus, der unter anderem in China, Japan und Korea vorherrscht, komme das Mitleid hinzu, also die Blickrichtung auf den Nächsten.

Der in Tibet und auch in der Mongolei praktizierte Buddhismus nennt sich Vajrayana und könnte als esoterische Form beschrieben werden, aus der letztlich auch die New Age-Bewegung im Westen der Hippiezeit hervorging.

Innerhalb dieser Konfessionen gebe es durchaus Reibungspunkte und man bekämpfe sich, erläuterte der Hochschulpastor und kam zu dem Schluss: „Buddhismus ist also nicht nur Toleranz.“ Umso wichtiger also, dass die Wanderausstellung der evangelisch-lutherischen Landeskirche über die einzelnen Religionen informiert und für ein friedliches Miteinander wirbt.